Montag, 31. Oktober 2011

Halbmarathon Branzoll

In den letzten Tagen hatte ich mich so langsam von den Strapazen der Tour de Tirol erholt, zwei Intervalltrainings waren ganz passabel ausgefallen; also ging es am 23. Oktober ab nach Leifers, zum Start des Halbmarathons der Drei Gemeinden.
Mit Boudalia, Battocletti, Pasetto, Lanziner und Achmüller war das Rennen sehr stark besetzt. Hauptziel war für mich ein Podestplatz; wenn es sich ergeben würde, auch eine gute Zeit. Es ergab sich aber nicht: Ich startete zügig zusammen mit Boudalia und Battocletti, musste aber schon nach 1,5 km abreißen lassen, als die beiden auf unter 3.00 beschleunigten. Jetzt war guter Rat teuer, ich wollte auf die nächste Gruppe warten, aber die war schon an die 80 m hinter mir; also beschloss ich, dosiert weiterzulaufen, um im Falle eines Zusammenschlusses noch mitgehen zu können. So kam es dann auch: Pasetto schloss bei km 11 zu mir auf, er schien mir schon recht gezeichnet. Alleine war ich die km zuvor 3.15 gelaufen, gemeinsam "bummelten" wir für ein paar km. Und zwar bis km 17, als ich mich umdrehte und Peter Lanziner erblickte. Er war kontrolliert gestartet, uns aber mittlerweile bis auf 80 m nahe gekommen. Jetzt gaben wir uns etwas stärkere Wechsel, ab km 19 startete Pasetto seine Schlussoffensive. Ich konnte eigentlich problemlos folgen und trat 300 m vor dem Ziel an. Endlich einmal gelang es mir, Pasetto im Finale zu besiegen. Belohnt wurde ich dafür mit Rang drei hinter Boudalia und Battocletti.
Ergebnisse:
1. Said Boudalia 1h06.36
2. Giuliano Battocletti 1h06.43
3. Gerd Frick 1h08.23
4. Gianluca Pasetto 1h08.28
5. Peter Lanziner 1h08.55

Montag, 24. Oktober 2011

7., 8., 9. Oktober: Tour de Tirol



Recht kurzfristig entschied ich mich dieses Jahr für eine (meinerseits erstmalige) Teilnahme an der Tour de Tirol. Austragungsort: Söll, Nordtirol. Tour de Tirol bedeutet: 10 km am Freitag, Bergmarathon am Samstag, Halbmarathon am Sonntag. Während man den 10er zum Einlaufen nehmen kann (so ungefähr hatte ich es mir vor dem Bewerb vorgestellt), hatte ich vor dem Halbmarathon am Schlusstag den größten Respekt.
Mit Henning Mankells "Die italienischen Schuhe" im Reisegepäck ging es freitags Morgen also Richtung Brenner. In diesem Roman verbringt ein ehemaliger Chirurg seinen Lebensabend einsam auf einer Schäre, als eines Tages Harriet, seine Geliebte, die er 37 Jahre zuvor verlassen hatte, auftaucht; auf meiner Anreise hingegen tauchte schon ab Sterzing Schnee auf- nach einer langen Schönwetterperiode war just zum Beginn der Tour de Tirol eine Kaltfront mit Schneefall auch unterhalb der 1000m-Marke hereingebrochen.
Am Freitag Abend fiel dann bei frischen Temperaturen und Niederschlag der Startschuss zum 10er- drei up and down-Runden waren zu bewältigen. Als Konkurrenten um den Gesamtsieg sah ich vor allem den Schweizer Patrick Wieser an; als dieser in der zweiten Runde abriss, bildete ich zusammen mit zwei weiteren Athleten (später sollte ich erfahren, dass es sich um den Franzosen Traub und den Ungarn Kovacs handelte) das Führungstrio. Das Rennen war, trotz eines kontrollierten letzten Kilometers, ziemlich intensiv gewesen, vor allem ein steiles Bergabstück setzte den Waden ganz schön zu. Vor allem dachten wir alle bereits an den Folgetag mit dem Kaisermarathon; das OK-Team hatte eine Ersatzstrecke mit drei Runden zu je 14 km (und pro Runde 700 m An- und Abstieg) vorgesehen. Sorgen bereitete im Besonderen die schlechte Wetterprognose: Dauerniederschlag mit Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Die Bedingungen am Marathontag waren dann extrem schwierig. Schuld war natürlich Helmut Schiessl, der seit Jahren Schlechtwetter mit sich bringt; so 2008, als man beim Dreizinnenlauf die Strecke auf den Helm verlegen musste (Helmut gewann, ich war Zweiter); so im Vorjahr beim Karwendelberglauf- damals siegte ich auf der Ersatzstrecke, Helmut wurde Zweiter. Noch schlimmer kam es dieses Jahr beim Karwendelberglauf: Er musste ganz abgesagt werden. Als wir also an diesem 8. Oktober frierend bei starkem Regen an der Startlinie in Söll standen, witzelten wir, dass an dem Tag wenigstens gelaufen wurde.
Für mich war klar, dass die Tour de Tirol durch den Bergmarathon entschieden würde- mein Plan war es, an diesem Tag zu attackieren. Andererseits galt es auch, gegen die widrigen Bedingungen anzukommen. Den Regenschutz, mit dem ich zum Start gelaufen war, behielt ich zum Glück an.
Jetzt aber zum Renngeschehen: Wir begannen die erste Runde recht zügig, es bildete sich eine Spitzengruppe mit Schiessl, Kovacs und mir, in der Steigung fiel Wieser zurück, dafür schloss Marco Sturm von hinten auf. Die letzten zwei km der Steigung ging der Regen in einen Schneesturm über; die fünf Bergabkilometer auf Asphalt hatte ich kontrolliert zu laufen geplant, doch eine Attacke von Schiessl zwang mich, ein recht hohes Tempo zu gehen. Gegen Ende der ersten Runde begann ich zu zweifeln, ob ich eine dritte Runde noch laufen könnte. Meine Handschuhe waren ebenso wie mein Kopfschutz triefend nass, auf 1200m, dem höchsten Punkt, hatte es minus 2 Grad, ich begann, mich ausgekühlt zu fühlen. Linderung brachte die Verpflegung mit warmem Tee. Dann überlegte ich, die Handschuhe, die eh nur nass waren, auszuziehen. Als ich den ersten auszog, wurde die Hand in Sekunden blau und ich hatte größte Mühe, den Handschuh wieder überzubekommen. In der Steigung der zweiten Runde fühlte ich mich gut und dachte bereits an eine Attacke in der letzten Runde. Etwas überraschend riss Schiessl ab, zusammen mit Kovacs und Sturm bildete ich ein Führungstrio. Mittlerweile fiel auch in Söll schon Schnee, der in Kürze auf der gesamten Steigung ansetzte. Jetzt wurde es wirklich heavy, mit meinen Straßenlaufschuhen rutschte ich in den steilen Passagen, Kovacs hatte mit einem Trailschuh die bessere Schuhwahl getroffen. Eineinhalb Kilometer vor Ende des Anstiegs kam OK-Chef Martin Kaindl mit dem Motorrad von hinten angefahren und informierte uns, dass das Rennen um eine Runde verkürzt wurde, wir uns also auf der letzten Runde befanden. Sofort griff ich an, Marco Sturm fiel zurück, doch Kovacs konterte- mehrere Rutscher warfen mich ein paar Sekunden zurück, heikel wurde es bergab, wo die ersten eineinhalb Asphaltkilometer zugeschneit waren. Mit viel Glück vermied ich an der Stelle, an der Kovacs stürzte, einen Sturz meinerseits. Als ich auf die letzten vier Asphaltkilometer kam, hatte ich einen Rückstand von 20sec auf Kovacs, bergab wagte ich einen Husarenritt und kam einen Kilometer vor dem Ziel bis auf 2sec an den Ungarn heran. Mit einem schon fast unglaublichen letzten Kilometer nahm er mir noch einmal 20 sec ab. Vor dem abschließenden Halbmarathon hatte ich also 35 Sekunden Rückstand auf meinen Widersacher, würde ich noch eine Chance haben? Ich versuchte, so gut wie möglich zu regenerieren. 5 Minuten nach meinem Zieleinlauf stand ich bereits unter der Dusche- ausgekühlt wie ich war, wurde es ein etwas längerer Duschgang. Am Nachmittag legte ich mich hin, massierte und dehnte mich immer wieder- und saunierte auch. Ob ich noch Mankell gelesen habe, weiß ich nicht; allerdings erinnere ich mich daran, mittags ausgiebig gegessen zu haben, nämlich einen Zwiebelrostbraten mit ordentlich Reis.
Der abschließende Halbmarathon wurde in der Gundersen Methode, also mit dem jeweils angehäuften Rückstand, ausgerichtet. Kovacs startete also im Zentrum von Söll gemeinsam mit Jasmin Nunige, der Führenden bei den Frauen. Die Streckenführung eines sechsmal zu laufenden Rundkurses brachte eine tolle Stimmung mit viel Publikum mit sich. Mit angeschlagenen Waden traute ich mir eine Zeit von 1h13 zu, startete aber dennoch Richtung 1h10. Nach drei Kilometern hatte ich trotz eines km-Tempos von 3.17 weitere 50sec auf meinen ungarischen Widersacher eingebüßt- er war in 3.00 angegangen! Nur langsam näherte ich mich der stark laufenden Jasmin Nunige, gegen Ende der ersten Runde überholte ich sie. Von da an blieb mein Abstand zu Kovacs ungefähr gleich, den Lauf empfand ich, wohl aufgrund des Publikums, als kurzweilig. Kovacs lief den Halben letztlich in 1h08, ich in 1h09- dieselbe Reihenfolge gab es in der Tour de Tirol-Wertung mit Patrick Wieser als Gesamtdrittem.
alle Photos: W. Stinn

Sonntag, 2. Oktober 2011

Morat-Fribourg

Mit Stieg Larssons "Verblendung" als Reiselektüre im Handgepäck verschlug es mich dieses Wochenende in einen der 26 Schweizer Kantone, nämlich nach Fribourg. Dort war die 78. Auflage des Murtenlaufes, des ältesten Schweizer Straßenlaufes, angesagt; die Strecke führt, auf welligem Profil und über 17,17 km, vom 6.000 Seelen zählenden Morat am Murtensee nach Fribourg (35.000 Einwohner).
Wie bereits bei meinem erstmaligen Antreten im Vorjahr handelte es sich auch dieses Jahr um mein 22. Saisonrennen. Als um 10.15 Uhr der Startschuss fiel, waren wir Athleten von Bodennebel eingehüllt, ein feiner Nieselregen kühlte uns ab. Was ich im Vorfeld des Rennens befürchtet hatte, trat dann bald nach km 1 tatsächlich ein: In der Spitzengruppe gab es eine Beschleunigung, ich konnte nicht mitgehen und blieb auf mich allein gestellt. Im Vorjahr hingegen hatte ich mit Tarcis, Cox und Brügger eine Gruppe, in der ich auf Anschlag mitrollen konnte. Es war also klar, dass es schwierig werden würde, an meine Vorjahreszeit heranzukommen (obwohl ich damals im Finale eingebrochen war). Um es kurz zu machen, lief ich fast das gesamte Rennen alleine und so nicht ganz am Limit- bis km 12, zu dem Zeitpunkt tauchten wir aus dem Nebel heraus in einen Spätsommertag mit noch starker Sonneneinstrahlung ein, muss ich auf meine Vorjahreszeit einiges verloren haben, mit einem recht guten Finale kam ich noch bis auf 11 Sekunden an meine eigene Zeit heran. Der Sieg ging in ausgezeichneten 53.07 an den Schweizer Stephane Joly; alleine im Hauptlauf wurden 6.197 Finisher gezählt.
Besser als meine Lauf- war wohl meine Leseleistung mit knapp zweihundert Seiten. Jetzt heißt es regenerieren für einen letzten Saisonhöhepunkt, die Tour de Tirol, die in bereits fünf Tagen mit einem 10 km-Lauf beginnt.

Ergebnisse:
1. Stephane Joly 53.07
2. Daniel Kiptum 53.24
3. Tesfay Felfele 54.22
...
10. Gerd Frick 57.46