Donnerstag, 27. Dezember 2012

Neues Jahr, neues Ziel

Winter...
Bald drei Wochen liegt mein letzter Wettkampf zurück- den Einstieg in die Laufsaison plane ich, wie bereits 2012, für den Monat April. In den Wintermonaten gilt es nun, eine gute Basis zu legen. Seit dem Kolsassberg Run trainiere ich vier Disziplinen: Laufen, Langlauf (Klassisch und Skating) und Schneeschuhlaufen. Die ersten (ungewohnten) Langlaufeinheiten in Kombination mit einer Umfangerhöhung haben für eine gewisse Müdigkeit gesorgt, mittlerweile hat sich der Ruhepuls wieder gefangen.
Nach mehreren Tests mit Schneeschuhen (ciaspole) habe ich nun entschieden, definitiv an der 2013 erstmals als WM ausgetragenen Ciaspolada im Nonstal teilzunehmen. Der traditionsreiche Wettkampf feiert am 6. Jänner seine 40. Auflage und wird, je nach Schneelage, über 6,5 bis 8 km führen. Für mich wird es mein Debüt mit den ciaspole sein- ich freue mich bereits und bin gespannt, wie es mir ergehen wird. Auf jeden Fall ist es eine ganz neuartige Herausforderung, die ich aber durchaus ernst nehme.
an der Balance fehlt es auch beim Langlaufen noch, aber ich gebe mir Mühe...
Mit Schneeschuhen (auf die normale Laufschuhe montiert werden) ist man natürlich ein Stück langsamer als beim gewöhnlichen Laufen; allerdings muss man stilistisch sauberer laufen und die Knie höher heben. Dieser Punkt ist für mich eine gute Übung, laufe ich doch mit den Knien ziemlich flach (als ob ich ein Marathonläufer wäre). Nach einigen Intervalleinheiten mit gutem Tempo habe ich heute einen 5 km-Testlauf bestritten- die Zeit war vielversprechend. Die nächsten Tage stehen noch ein paar Materialtests auf dem Programm- der 6. Jänner dann wird zeigen, was der gute Gerd mit Schneeschuhen so zustande bringt.

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Jahresrückblick

Schön langsam neigt sich 2012 dem Ende zu. In diesen Tagen bastle ich bereits am kommenden Jahr- die eine oder andere Überraschung und Neuerung stehen vor der Tür. Zuvor aber möchte ich noch einmal aufs ablaufende Jahr zurückblicken.
2012 war für mich ein Jahr mit vielen Wettkampfeinsätzen, 32 an der Zahl. Mit April bin ich spät in die Saison eingestiegen, habe sie dann aber bis Dezember durchgezogen. Die Schwächephase Ende Juli, Anfang August ausgenommen ist es mir gelungen, ein konstant gutes, wenn auch nicht herausragendes, Niveau zu halten.
Ein bereits 2011 wieder aufgenommener Trainingsbaustein soll die Speed auf kürzeren Distanzen fördern (da ich bald auf die 30 zugehe, besteht möglicherweise die Gefahr eines Tempoverlusts). 2011 kam ich damit auf eine Halbmarathonzeit von immerhin 1h06 (eine gute Minute über meiner Bestzeit von 2002) und zwei 10er-Zeiten von 30.59 und 31.05. Dieses Jahr verzichtete ich auf einen schnellen Halbmarathon, lief einen 10er in 31.04, kam dann in 2, 3 Wettkämpfen auf ähnlichen Distanzen auf eine Form von ca. 30.45. Mit einem vermehrten Einsatz von Kurzintervallen bestehen in diesem Bereich für 2013 noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Etwas vernachlässigt habe ich das Distanztraining- mit der Folge, dass ich sowohl beim Zermatt als auch beim Jungfrau Marathon die letzte Rennstunde geschwächelt habe und zwischen drei und fünf Minuten auf meine Bestzeit verloren habe. Die Kunst wird 2013 darin bestehen, diesen Baustein mit dem im vorigen Absatz erwähnten in Einklang zu bringen.
Ein gutes Tempomachergefühl konnte ich bei den Halbmarathon Einsätzen für Andrea Mayr (mit jeweils neuem Österr. Rekord) und beim Marathon in Frankfurt zeigen. Diese Art von Aufgabe macht mir besonders Spaß: wenn nämlich das Tempo gefunden ist, mit Rhythmus dasselbe zu halten.
Schließlich möchte ich noch auf die Highlights zurückblicken, auf Rennen, die mir am besten "getaugt" haben, wie man in Österreich sagen würde.
Da war einmal der Sieg beim Gamperney Berglauf Klassiker bei schwierigen, mir gar nicht gelegenen äußeren Bedingungen. Dieses Rennen ist für mich wie ein Heimspiel, verweile ich dort doch seit Jahren bei meinen Freunden Hildegard und Florian.
In guter Erinnerung habe ich auch den Berglauf Neirivue-Moleson, auch wenn ich dort infolge des einzigen ernsthaften Infektes des Jahres chancenlos war. Beeindruckt hat mich wohl die Gegend und die Unterkunft, der "Goldene Löwe".
Nett war auch der Abstecher ins Pustertal zum Kronplatz Run zu meinem langjährigen Lauffreund Hermann Achmüller. Diesen Berglauf würde ich mit den durchgehend steilen Passagen im Mittelteil als anspruchsvoll und lang bezeichnen.
Ein Erlebnis war der Ausflug nach Frankreich zum Traditionsrennen Marvejols-Mende- bei diesem welligen Straßenlauf gelang mir eine starke Vorstellung, anschließend war ich allerdings für Wochen ausgelaugt. Mit der Truppe, mit der ich unterwegs war, hatten wir mächtig Spaß- Anekdoten aus diesen Tagen strapazieren die Bauchmuskeln heute noch.
Gerne laufe ich auch immer wieder den Murtenlauf- mittlerweile befinden wir uns bereits im Oktober.
Der ab Mitte November in Bulle begonnene Wettkampfblock verlief mit von Wettkampf zu Wettkampf sich verbessernder Form, ich durfte Bulle kennenlernen, nach 2011 wieder nach Basel- diesmal auf einen mit einem giftigen Anstieg bespickten Parcours- zurückkehren. Die Bedingungen wurden immer garstiger, in Liebefeld bei Bern lief ich Anfang Dezember bereits auf Schnee. Beim Kolsassberg Run am 9. Dezember trat ich zwar mit kurzen tights an, was aber angesichts einer Temperatur von minus 12 nicht unbedingt angesagt war. Mit einem Sieg (gegen Topathleten wie Marco De Gasperi und Jonathan Wyatt) konnte ich die Saison gut abschließen- dazu kam der gesellschaftliche Aspekt, mit den Berglaufkameraden noch einmal zwei Tage zusammen verbringen zu können und sich ein paar Geschichtlein zu erzählen.
Ein Dank geht schließlich an meinen Ausrüster Scott, der mich nicht nur mit Schuhen versorgt hat, sondern auch- in Person von Product Manager David Borrmann- meine Ergebnisse mit Interesse mitverfolgt hat. Das ist natürlich besonders motivierend, wenn man ein Umfeld hat, das mitfiebert.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Saisonfinale am Kolsassberg

Mein letzter Wettkampf in diesem Jahr sollte, nach einer Serie von Straßenläufen, der Kolsassberg Run in Tirol sein. Nach meinem Vorjahreserfolg (hier der entsprechende Bericht) und angesichts einer recht guten Form war ich besonders motiviert.
Die Anreise erfolgte am Vortag, an welchem dann auch die Streckenbesichtigung mit Andrea Mayr und Andi Stitz erfolgte: vor allem ging es uns darum, die Griffigkeit der zweiten mit Schnee und Eis bedeckten Streckenhälfte zu verstehen. Nach einem Kurzbesuch des Haller Weihnachtsmarktes wurde beim traditionellen Athletenessen im Jägerhof (terminbedingt dieses Jahr ohne Krampuseinfall) die eine und andere Anekdote zum Besten gegeben; bereits auf das Rennen fokussiert, begnügte ich mich, was die Hauptspeise angeht, mit einem Teller Spaghetti Bolognese- nach dem zweiten Bier stieg ich auf Apfelsaft um.
Am Sonntag um 10.00 Uhr wurden dann die Teilnehmer der 8. Auflage des Kolsassberg Runs auf die 5,25 km lange und mit 590 Höhenmetern bespickte Strecke geschickt. Jonathan Wyatt sorgte für einen schnellen Start, Marco De Gasperi, Thomas Niederegger und ich versuchten ihm zu folgen. Die tiefen Temperaturen von - 12 Grad machten das Rennen nicht einfach. Nach 5 Rennminuten musste auch ich- Marco und Thomas waren bereits abgerissen- Jonathan ziehen lassen. Ich wollte nicht ganz ans Limit gehen, um eine starke zweite Streckenhälfte zu laufen. Es gelang mir, den Rückstand auf Jonathan unter Kontrolle zu halten: Er passierte beim Jägerhof, sich auch die zweite Sprint-Wertung sichernd, in 12.53, ich folgte mit 8 sec Rückstand, das Duo Marco-Thomas mit weiteren 6 sec. Jetzt folgte also der mir besser gelegene Streckenteil, allerdings mit dem Fragezeichen, wie ich mich auf Schnee und Eis schlagen würde. Während Marco den Kinabalu lief (eine Neuheit für 2013), hatte ich mich für den Race Rocker entschieden. Ich nahm also Tempo auf und konnte mich Jonathan nähern, nach 17 Rennminuten holte ich ihn ein und zog an ihm vorbei- folgendes Video ist wenig später aufgenommen geworden:

Video der Passage 1,5 km vor dem Ziel
Foto: www.sportfotos-andre.at
Ich fühlte mich zwar sehr gut, noch war die Suppe aber nicht gegessen. Als ich in einer Kurve den Abstand kontrollierte, erschrak ich beinahe, als ich einen stark aufkommenden Marco De Gasperi erblickte. Er hatte kurz nach dem Start eine Schwächephase gehabt, war dann aber das ganze Rennen mit etwa 6 sec Abstand auf mich gelaufen. 1 km vor dem Ziel bemerkte ich, wie Marco ganz langsam näher kam. Um bei einem möglichen Angriff reagieren zu können, lief ich (noch) nicht ganz am Limit. 400 m vor dem Ziel war Marco vielleicht noch 1 sec hinter mir, eine 200 m lange Flachpassage nützte ich zu einem Antritt, der stark genug war, um eine größere Lücke aufzumachen. Nach 24.57 passierte ich schließlich vor Marco und Jonathan die Ziellinie.
ein paar Stufen noch, dann ist es geschafft
Video Zieleinlauf

Mit meiner Leistung am Kolsassberg bin ich klarerweise zufrieden- um die Verhältnisse bereinigt, dürfte ich 25-30 sec schneller als bei meinem Vorjahreserfolg gewesen sein; der Großteil davon geht auf mehr Kraft für die steileren Passagen zurück, aber auch im Flachen habe ich mich um eine Spur verbessert.
OK-Chef Franz Stöckl hat hellseherische Fähigkeiten an den Tag gelegt: Nicht nur hat er mir die Startnummer 1 zugeteilt (und mich damit gehörig unter Druck gesetzt), sondern auch für den Tagessieg einen Swarovski-Löwen, mein Sternzeichen, vorgesehen.
Mit dem 32. Wettkampf ist die Saison abgeschlossen, jetzt folgt eine längere Trainingsphase. Möglich ist ein Wettkampf auf Schnee, in einer Disziplin, in der ich noch nie angetreten bin- diesbezüglich stehen in den nächsten Tagen ein paar Tests auf dem Programm-- der Leser dieses blogs wird auf dem Laufenden gehalten werden.

Bericht auf corsainmontagna.it

Ergebnisse Kolsassberg Run 2012:

1. Gerd Frick 24.57
2. Marco De Gasperi 25.03
3. Jonathan Wyatt 25.20
4. Thomas Niederegger 25.32
5. Martin Mattle 26.02
6. Emanuele Manzi 26.16
7. Richard Obendorfer 27.00
8. Michael Singer 27.13
9. Martin Schedler 27.16
10. Andrea Mayr 27.20

Montag, 3. Dezember 2012

Doppelschlag Gossau-Steinhölzli

Nach Bulle und Basel war der Weihnachtslauf in Gossau mein dritter Abendlauf in Folge. Frau Holle hatte zwar für Schnee gesorgt, die im Zentrum von Gossau gelegene und viermal zu laufende Runde war aber geräumt und in den Kurven wurde Salz gestreut.
Bei zwei Minusgraden fiel um 18.45 Uhr der Startschuss- aufgrund einer Sprintwertung nach einer Runde wurde schnell gestartet, ich hielt mich an die Schweizer Kreienbühl und Bächtiger, fiel aber Ende der ersten Runde zurück, als ich einige Kurven zu vorsichtig nahm. Somit war ich hinter der Spitzengruppe auf mich alleine gestellt- ich versuchte das Tempo hochzuhalten und konnte in der Schlussrunde auf einen Äthiopier auflaufen, um dann den Endspurt gegen ihn zu verlieren. Aufgrund eines Irrtums der beiden Führenden, die bereits vor Abschluss der vierten Runde ins Ziel gelaufen waren, kam ich auf Rang 6, mit einer Leistung, die ungefähr der von Basel entspricht. Der Sieg ging an Christian Kreienbühl, der sich dieses Jahr im Marathon auf 2h15.35 (Berlin) verbessert hat.

Ergebnisse Weihnachtslauf Gossau (ca. 8,6 km)

1. Christian Kreienbühl 26.06
2. Mario Bächtiger 26.08
3. Berhe Zeremariam ERI 26.08
6. Gerd Frick 26.46
10. Marco Sturm 27.24

Im Anschluss an die Siegerehrung ging es zusammen mit Marco Sturm- er hatte dem Race Rocker Top 10- Platz numero 2 beschert- zu unseren Freunden Hildegard und Florian nach Grabs. In dieser Gegend war es, interessanterweise, aper. Nach dem Abendessen (bei Marco handelte es sich um etwa 10 Tassen Kaffee) beschlossen meine Physiotherapeutin Hildegard und ich, zugunsten der Nachtruhe (es war mittlerweile nach Mitternacht und um 6.30 Uhr musste ich wieder aus den Federn) auf die Physiotherapie im Schafstall zu verzichten. Außerdem wollten wir natürlich die Schafe nicht wecken.

Auf der Anreise zum zweiten Wettkampf am Sonntag trieben mir eine 20 cm-Schneedecke und starker Schneefall in Zürich Sorgenfalten ins Gesicht; in Liebefeld bei Bern, wo der Steinhölzlilauf auf dem Programm stand, gab es eine Neuschneedecke von ca. 5 cm. Vom Kenianer Patrick Ereng abgesehen war der Lauf mit den Schweizern Kempf, Jodidio und Bieri erstaunlich gut besetzt- auch hier galt es, vier Runden zu überwinden, wobei der crossähnliche Rundkurs viele Ecken und eine härtere Steigung aufwies.
Nach meinen drei Abendläufen hatte ich diesmal gute Sicht- um 12.30 Uhr ging es los. Mit einigen Sekunden Rückstand passierte ich als 5. Runde die erste Runde, anschließend schloss ich allmählich wieder auf- in der Steigung der zweiten Runde fielen Kempf und Bieri zurück, der stark laufende Jodidio drückte aufs Tempo. Da ich nicht wusste, wie gut ich mich vom Vortag erholt hatte, verzichtete ich auf einen Angriff in der Steigung in der dritten Runde und beschloss, auf die Schlussrunde zu warten. Dort wählte ich dann die taktische Variante, bereits 200 m vor der Steigung das Tempo zu erhöhen- damit konnte ich dann Jodidio abschütteln, ohne in der Steigung antreten zu müssen, Patrick Ereng, 2012 Sieger der Jungfrau Meile und des Luzerner Stadtlaufes, blieb natürlich dran und lief nach einem Antritt 500 m vor dem Ziel einem sicheren Sieg entgegen.
das Podest vom Steinhölzlilauf 2012
In 34.55 war ich um 6 Sekunden schneller als 2011- und das trotz Schneedecke und Vorbelastung am Samstag. Mit den Signalen aus den beiden Wettkämpfen und dem letzthin guten Ruhepuls von 31 Schlägen blicke ich zuversichtlich in die nächsten Wochen.

Ergebnisse Steinhölzlilauf (10,5 km)

1. Patrick Ereng KEN 34.51
2. Gerd Frick 34.55
3. Alexandre Jodidio 35.09
4. Andreas Kempf 35.24
5. Matthias Bieri 35.26

Dienstag, 27. November 2012

Stadtlauf Basel

Die 30. Auflage des Basler Stadtlaufs konnte einen neuen Teilnehmerrekord verbuchen: 9500 Läuferinnen und Läufer genossen, bei angenehmen Temperaturen, den Adventszauber unter dem in der Freien Straße aufgespannten Glitzermeer.
das Feld ausgangs der Freien Straße nach einer Runde (Foto: W. Stinn)
Das Eliterennen der Herren wurde drei Minuten nach den Damen um exakt 20.30 Uhr gestartet. Zu absolvieren waren fünfeinhalb Runden mit Start am Münster- und Ziel am Marktplatz; scherzhaft wurde gar von einem Berglauf gesprochen: eine 150 m lange ca. 25 Prozent steile Rampe machte das Rennen von Runde zu Runde härter, im Gegenzug gab es auf dem Großteil der Strecke ein leichtes Gefälle- aus diesem Grund wählte ich den T2c-, sodass durchaus gute Zeiten erzielt werden konnten. Ich kam also recht gut weg, lief mitten im Feld mit. Dieses wurde dann auf der ersten Rampen-Passage auseinandergerissen- ich fühlte mich deutlich besser als zuletzt in Bulle und konnte mich Runde für Runde rangmäßig leicht verbessern. 500 m vor dem Ziel lief ich auf eine größere Gruppe auf, um dann gleich wieder zurückzufallen und bis ins Ziel noch 10 sec zu verlieren.

mein Zieleinlauf

Im 29. Saisonrennen gab es, mit Startnummer 27, Rang 29 in 29.08 über die 9,5 km- dies entspricht einer 10 km-Zeit von etwa 30.40. Rundenzeiten von 5.06, 5.15, 5.15, 5.18 und ca. 5.08 zeugen von einer guten Renneinteilung- für ein platzierungsmäßig besseres Rennen hatte ich die erste und die letzte Runde etwas schneller laufen müssen. Für den höheren Tempobereich liegt also noch Arbeit vor mir.

Ergebnisse

Einen ausführlichen Bericht von Winfried Stinn mit einem historischen Rückblick zum Eliterennen gibt es hier.

Sonntag, 18. November 2012

Corrida Bulloise

der Stier- das Wahrzeichen von Bulle
Der Stier, das Wappentier der 20.000 Einwohner-Stadt Bulle, deutet es bereits an: In dieser Gegend der französischsprachigen Schweiz wird massiv Viehzucht betrieben. Letztere erinnert mich immer wieder an den Übergang zur Sesshaftigkeit in der Menschheitsgeschichte, mit welcher die Schrift aufkam. Als erste Schrift wird die Konsonantenschrift der Phönizier angesehen- sie ist um 1000 v. Chr. aufgekommen und auf sie bauten die Griechen wenig später ihre Schrift auf, indem sie Vokale hinzufügten. Mich werden die nächsten Wochen die Hieroglyphen der Ägypter beschäftigen- ich verstehe sie als eine der ersten Schriftversuche auf einem noch geringen Abstraktionsniveau.
Mein Aufenthalt in Bulle hatte nichts mit Hieroglyphen, allerdings doch mit Viehzucht zu tun. Während es für die Siegerin des Eliterennens- es sollte keine Geringere als Maryam Jamal sein- eine Kuh zu gewinnen gab, war für den schnellsten Mann ein Stier ausgeschrieben.
Maryam Jamal mit der "vache"

Positionskämpfe beim Start
Um 19.00 Uhr schickte uns der Starter auf den von Zuschauermassen gesäumten Rundkurs von gut einem km Länge, der achtmal zu bewältigen war. Ich kam schlecht weg, sodass eine Lücke zum Feld entstand, die ich nicht mehr zu schließen vermochte. Ich merkte schon bald, dass es mir an Spritzigkeit fehlte, konnte mir das Rennen aber dennoch den Umständen entsprechend recht gut einteilen. Auf der mit einem längeren Anstieg bespickten Strecke kam ich auf einen km-Schnitt von 3.08, was einer 10 km-Zeit von 31.00-20 entsprechen dürfte; damit war ich eine Spur langsamer, als ich mir vom Training her erhofft hatte.
In wenigen Tagen werde ich in Basel die Gelegenheit haben, es besser zu machen. Dann wird es über 9,5 km gehen.

Ergebnisse

Montag, 12. November 2012

Finale furioso und ein Fragezeichen

Schon mehrfach haben sich Literaten darüber beschwert, dass in meinen Rennberichten keine Stilmittel vorkommen. Nach mehrstündigem Üben ist es mir nun gelungen, eine Alliteration in den Titel dieses Beitrags einzubauen.
Mittlerweile neigt sich meine Saison dem Ende zu: Nach dem Frankfurt Marathon habe ich den abschließenden Wettkampf-Block mit einigen Läufen im mittleren Tempo aufgebaut. Heute folgte das zweite Intervalltraining (Kurzintervalle: 15 mal 200 m mit 100 m Trabpause), in zwei Tagen gibt es aussagekräftigere Langintervalle, bevor es dann Schlag auf Schlag geht: An vier aufeinanderfolgenden Wochenenden stehen fünf Wettkämpfe (also ein Doppelschlag) an, die allesamt eine Dauer von etwa 25-30 Minuten aufweisen. Damit ist klar, dass ich den Schwerpunkt zu Saisonende noch einmal auf die Spritzigkeit lege. Eine Besonderheit liegt außerdem in den Startzeiten: Bei drei Läufen handelt es sich um Nachtläufe.
Nach dem Schlusspunkt, dem Kolsassberg Run am 9. Dezember, werde ich zu entscheiden haben, ob ich den Winter ausschließlich dem Training widme oder ein, zwei Wettkämpfe auf Schnee in dasselbe einstreue.

Montag, 29. Oktober 2012

Großes Damentennis beim Frankfurt Marathon

Aus meiner Sicht hätte man die Zeit in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober auch um drei Stunden zurückstellen können, derart weich-angenehm war das Bett im Mövenpick, dem Athletenhotel des Frankfurt Marathons. Bereits im Vorjahr war ich in der hessischen Hauptstadt als Tempomacher - von Andrea Mayr- mit dabei (hier der entsprechende Bericht), dieses Jahr wurde ich einer äthiopischen Läuferin zugeteilt, die sich eine Endzeit von 2h26 vorgenommen hatte.
2011 hatte es mit 10 Grad und Windstille optimale Bedingungen gegeben- dieses Jahr war die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt und großteils wehte ein heftiges Lüftchen.
Wie gewünscht lief ich also knapp unter 3.30/km an, befürchtete aber schon bald, dass das angepeilte Tempo für meine Äthiopierin unrealistisch sein könnte, ab km 15 begann ich dasselbe langsam zu drosseln, wir passierten den Halbmarathon in 1h14.32, ich drosselte auf 3.40, dann sogar auf 3.50. Für einen derartigen Fall war es vorgesehen, bei der folgenden Dame als Tempomacher einzuspringen. Zwischen km 29 und 30 kam eine größere Gruppe mit Lisa Hahner, der besten Deutschen in Frankfurt, herangerollt. Ich reihte mich ein, zwei Minuten lang ein, um das Tempo anzunehmen, und ging dann an die Spitze der Gruppe neben einen tempomachenden Kenianer, dahinter liefen der weltbeste Treppenläufer Thomas Dold- er kontrollierte das Tempo- und Matthias Müller vor Lisa. Bevor Thomas wie geplant bei km 32 ausstieg, gab er mir das zu laufende Tempo mit 3.35/36 an. Von da an lief ich Schulter an Schulter mit Matthias mit Lisa im Schlepptau, großteils gegen einen heftigen Wind. Da Lisa von hinten Druck machte und zu verstehen gab, dass sie sich gut fühlte, wurde es ein sanfter Crescendo-Lauf bis ins Ziel, mit km-Zeiten von knapp unter 3.25 gegen Ende hin- dies hatte zur Folge, dass die Gruppe auseinander fiel und Lisa allein hinter Matthias und mir übrig blieb, sogar der Kenianer fiel ab. Letztlich kam Lisa in 2h31.28 auf eine tolle Zeit bei ihrem Marathondebüt und konnte sogar ein Negativ-Splitting verbuchen.
Überhaupt waren es die Frauen, die an diesem Tag in Frankfurt aufhorchen ließen. Die Äthiopierin Meselech Melkamu gab das drittschnellste Marathondebüt aller Zeiten und stellte in 2h21.01 einen neuen Streckenrekord auf. Bei den Herren gewann Patrick Makau- in 2h06.08 blieb er gut zwei Minuten über seinem eigenen Weltrekord.
Freuen konnte sich auch der Veranstalter- gut 16.000 Teilnehmer sorgten, verteilt auf alle angebotenen Bewerbe, für einen neuen Rekord.

Video

Montag, 22. Oktober 2012

Berglauf Dorf Tirol-Hochmut

Man schrieb das Jahr 1997, als ich zum ersten Mal am Berglauf auf die Hochmut teilnahm. Obwohl es sich nur um einen regionalen Berglauf handelt, kam ich bei meinem Debüt auf der 5,6 km langen, vom Untergrund her abwechslungsreichen Strecke mit 810 Höhenmetern über Rang 10 (Zeit: 34.56) nicht hinaus. Auch bei meinen Starts in den Folgejahren kam ich mit der Strecke, die fast jedes Jahr etwas anders verläuft, sodass die Zeiten schwer vergleichbar sind, nie übermäßig gut zurecht:
2005 wurde ich hinter Antonio Molinari (32.15) und Eris Costa in 33.16 Dritter, 2006 musste ich mich in 32.15 nur Molinari (31.34) geschlagen geben. Auch 2008 wurde ich, in 33.05, Zweiter- Sieger dieser als Nachtlauf ausgetragenen Auflage war erneut Molinari (31.56). 2010- damals war ich in den Sommermonaten in ausgezeichneter Berglaufform- schien ein Sieg möglich, doch Harald Gamper (32.13) verwies mich (32.58) auf Rang 2. Würde sich also 2012, im sechsten Anlauf, ein Sieg ausgehen?
Am Donnerstag, drei Tage vor dem Rennen, besichtigte ich die Strecke. Von Meran bis Dorf Tirol lief ich ein, um dann auf der Wettkampfstrecke ein Intervalltraining zu absolvieren. Längere Abschnitte waren aufgrund von Bauarbeiten gesperrt, sodass ich auf den erst seit Kurzem existierenden Forstweg ausweichen musste. Das Auslaufen bei dichtem Nebel über den Felsenweg nach Vellau war speziell, ja beinahe ein mystisches Erlebnis, aus dem mich zwei Geißlein, die mir einen halben km lang folgten, erweckten.
Am 14. Oktober dann versuchte ich es mit einem schnellen Start. Nachdem ich in den betreffenden Tagen gerade drei Krimis (Camilleri, Heinichen, Mankell) in hohem Tempo gleichzeitig las, fühlte ich mich gut in Form; außerdem rechnete ich damit, dass die vielen Radtrainingsstunden der Vorwochen sich auf die Berglaufform positiv auswirkten. Im ersten Renndrittel, das zwar steil ist, aber großteils über Asphalt führt, gelang es mir trotz eines hohen Tempos nicht, Lokalmatador Philip Götsch abzuschütteln. Beim Tiroler Kreuz fiel ich einige Sekunden zurück, konnte mich aber gut halten und etwa einen km vor dem Ziel wieder aufschließen. Im letzten Steilstück auf Steinplatten ging wieder eine kleine Lücke auf, die ich bis ins Ziel nicht mehr zu schließen vermochte. In 32.18 kam ich 9 Sekunden hinter Philip ins Ziel.
die entscheidende Lücke geht auf

Sonntag, 7. Oktober 2012

Persönliche Bestzeit bei Morat-Fribourg!

Nach 2010 und 2011 nahm ich heute zum dritten Mal am Murtenlauf teil; für den im Kanton Fribourg stattfindenden Klassiker war es Auflage numero 79! Aufgrund einer Baustelle ging die Streckenlänge um knapp 300 m (für mich bedeuten das 55 sec) über die üblichen 17,17 km hinaus.
Am Vortag des Rennens reiste ich etwas verunsichert an. Beim Jungfrau Marathon vor vier Wochen hatte ich mir im Bereich des muskulotendinösen Übergangs an der li Achillessehne eine leichte Verletzung zugezogen, die beim Doppelschlag Greifensee-Biberach vor zwei Wochen wieder akut geworden ist. Darauf reagierte ich, indem ich das Training fast ausschließlich aufs Fahrrad verlegte- allmählich steigerte ich meine sehr beschränkten Drahteselkünste, sodass ich diese Woche sogar zwei MTB-Intervalle herunterspulen konnte. Spaß machte die Sache auf jeden Fall, hatte ich mit dem Dischmatal und dem Plateau auf knapp 2000 m im Talschluss beinahe ein Tal für mich alleine. Wie leistungsfähig ich läuferisch war und wie belastbar meine lädierte Wade- darüber musste nun Morat-Fribourg Auskunft geben. Ein 3-Gänge-Menü im feinen Hotel Au Parc in Fribourg am Samstagabend, ein ausgiebiges Frühstück am Rennmorgen, die anschließende Fahrt mit dem Shuttlebus zum Start nach Murten sind für mich mittlerweile beinahe zur Routine geworden. Am heutigen Morgen präsentierte sich Murten verregnet und wolkenverhangen- die Temperatur (an die 15 Grad) war ideal, allerdings sollte uns Athleten über weite Teile der Strecke Gegenwind entgegenblasen.
Startnummer 25 erschien mir für das Saisonrennen Nummer 25 angebracht. Bezüglich Schuhwahl hatte ich keinen Zweifel: Der T2c, gut gedämpft und mit 220 g trotzdem ein Leichtgewicht, ist genau der Schuh für eine wellige Strecke, wie sie der Murtenlauf eben präsentiert. Ich startete verhalten, hielt mich in der zweiten Gruppe- nach 4 km fiel Vorjahressieger Stephane Joly aus der Spitzengruppe zurück, zusammen mit Michel Brügger kam ich allmählich näher. Ich war erstaunt, wie gut ich mich fühlte- gegen Hälfte der Strecke meldete sich meine Wade wieder (vor allem bergab war ihr das Tempo zu hoch). Bei km 9 überliefen wir Joly und befanden uns mittlerweile auf den Rängen 7 und 8. Gegen Ende des Rennens machte sich das fehlende Lauftraining ein wenig bemerkbar, ich war auf jeden Fall bereits zufrieden. So musste ich bei km 14 Brügger ziehen lassen, von hinten kam Roch- zwischen den beiden ging es um den Titel des schnellsten Schweizers.
Nach 58.25 passierte ich die Ziellinie, bereinigt um die 55 sec entspricht das 57.30 und damit einer neuen persönlichen Bestzeit (bisher: 57.35 in 2010, 2011 waren es 57.46).
Unmittelbar nach dem Zieleinlauf machte ich mich auf ins von Perskindol zur Verfügung gestellte Massagezelt- auf den etwa 20 Liegen lagen ausschließlich Frauen, somit war ich der erste Mann und sicherte mir diese Wertung (andere behaupten, ich wäre im falschen Zelt gelandet).
Der Veranstalter konnte sich über 6.492 Finisher allein im Hauptbewerb freuen.
mit den Tagesschnellsten: Nancy, Gladys und Shadrack

Ergebnisse:
1. Shadrack Kimaiyo KEN 54.52
2. Alemajehu Wodajo ETH 55.40
3. Oqubit Berhane ERI 56.03
4. Harmid Mohammednur ERI 56.54
5. Tolossa Chengere ERI 57.10
6. Nesero Kadi ETH 57.54
7. Michel Brügger SUI 57.59
8. Alexandre Roch SUI 58.11
9. Gerd Frick ITA 58.25
10. Thomas Meszaros 59.19

Freitag, 28. September 2012

Stadtlauf Biberach

Einen Tag nach der Umrundung des Greifensees machte ich mich an die Umrundung des Bodensees. Es ging nämlich nach Biberach/Riss im Schwabenland.
auf dem Weg nach Biberach habe ich mir Schaffhausen kurz angeschaut
14.00 Uhr: Frühstück Nr. 2 im Hotelzimmer
In Biberach fand am Nachmittag des 23. September der traditionelle Stadtlauf statt. Für die Erwachsenen war die 800 m lange Runde achtmal zu absolvieren.
der Marktplatz: Start und Ziel des Laufes
Von der Stimmung her ist ein Stadtlauf immer etwas Besonderes- Runde für Runde wird man vom Publikum angefeuert. Außerdem ist der Teil der Stadt, der als Strecke dient, abgesperrt und den Läufern allein zudiensten. Die Biberach-Runde nun ist etwas eckig mit fast ausschließlich Kopfsteinpflaster als Untergrund. Ich nahm mir ein Tempo von mindestens 3.10 vor, kontrollierte es Runde für Runde, belastete gut aus und kam mit einem 3.05er Schnitt ins Ziel.
Nach dem Abendessen ließ ich dieses wettkampf-intensive Wochenende bei dem einen und anderen Naturtrüben ausklingen; unter anderem gab es eine anregende Diskussion über den kenianischen Laufstil. Montagsmorgen trat ich die Heimreise an und schloss damit die Umrundung auch des Bodensees ab.

Dienstag, 25. September 2012

33. Int. Greifenseelauf

Große Namen zieren die Siegerliste des Greifenseelaufes. Die ersten zwölf Jahre ging es auf 19,5 km um den See; damals konnten sich Laufgrößen wie Francesco Panetta, Gerhard Hartmann oder Markus Ryffel (er betreibt heute ein Laufgeschäft in Uster und ist auch für die Organisation des Laufes zuständig) als Sieger feiern lassen.
Seit 1992 wird die klassische Halbmarathondistanz gelaufen- die erste Marke auf dem nicht einfachen Parcours setzte der Mexikaner Arturo Barrios mit 63.08, den Streckenrekord hält seit 1996 kein Geringerer als Moses Tanui (61.40). Mein Zimmerkollege in Uster, Jacob Kendagor, heuer bereits Sieger bei Marvejols-Mende, wollte den Streckenrekord ins Visier nehmen.
der Greifensee am Morgen
Was mich angeht, hatte ich drei Tage vor dem Greifensee ein Intervall- als Abschlusstraining gewählt; dabei trat zutage, dass mir 4 sec/km auf eine gute Form fehlten. Mit dieser Spritzigkeitseinbuße war nach dem Jungfrau Marathon zu rechnen, die Hälfte davon konnte ich wohl durch das Intervalltraining selbst wettmachen.
In Uster herrschten am Renntag gute Bedingungen: 15 Grad, leichter Regen und Wind. Da mir die Strecke als anspruchsvoll geschildert worden war, hatte ich mir zeitmäßig nichts Besonderes vorgenommen. Km 1 ging ich in 2.59 durch; da ich alleine gegen den Wind lief, beschloss ich, mit einem Riss die kleine Lücke zu der vor mir liegenden Gruppe zu schließen. Es ging flott dahin, km 4 wurde in 12.19 passiert. Bereits in dieser frühen Phase wurde ich vom Laufen abgelenkt: Das offenbar ausgeleierte Lastikband meiner Laufunterhose sorgte dafür, dass ich immer wieder händisch nachjustieren musste. Eine leichte Besserung trat ein, als ich den Hosenbund extrem eng und hoch zuschnürte. Als meine Gruppe auseinanderbrach, beging ich einen taktischen Fehler: ich überholte Patrick Wieser und Michael Ott und schloss zum "Tempomacher" Ivan Babarika auf, um zu bemerken, dass mir sein Tempo doch zu hoch war. Ich blieb einen km dran und ließ dann, bei km 6, abreißen, natürlich weiterhin fleißig mit meiner Hose beschäftigt. Als Ott und Wieser von hinten kamen, war mir auch ihr Tempo zu hoch- ich hatte mich ordentlich verschätzt. Mittlerweile war die Streckenführung schwieriger geworden, wir liefen auf einem kurvenreichen Schotterweg. Mit Hilfe eines weiteren Läufers schloss ich wieder auf Wieser auf, wir passierten km 10 in 31.40. Als Patrick ab km 12 beschleunigte- es ging bergab, die km-Zeiten waren wieder deutlich unter 3.10, machte sich mein Bauch bemerkbar. Die Verdauungsprobleme wurden so akut, dass ich ab km 14 deutlich langsamer werden musste- von 3.10 ging es auf 3.30/km, also nicht einmal mehr Marathontempo. Die letzten 7 km waren ein K(r)ampf und ich war froh, nach 69.05 die Ziellinie zu überqueren.
Einige Minuten vor mir hatte Jacob Kendagor seinen Worten Taten folgen lassen und mit 61.14 einen phantastischen Streckenrekord aufgestellt. Der Veranstalter konnte sich über 7617 Finisher allein im Hauptlauf, dem Halbmarathon, freuen.

Ergebnisse

Mit Hilfe eines langgezogenen feinen Dinners und viel Cola konnte ich meinen Magen wieder beruhigen- dazwischen eingelegte Dehnübungen machten meine angeschlagene linke Achillessehne wieder elastischer. Schließlich war das Wochenende wettkampfmäßig noch nicht zu Ende.

Montag, 10. September 2012

Jungfrau Marathon- Berglauf Langdistanz-WM

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Jungfrau Marathon wurde- wie bereits 2007- die Berglauf Langdistanz-WM ausgetragen. Am Samstag liefen die Damen, am Sonntag die Herren.
Schuhwahl vor dem Wettkampf- bin mit dem T2c gelaufen
Für mich war es das bereits 7. Antreten in Interlaken. Von 2007 hatte ich die Bronzemedaille zu verteidigen, doch war mir klar, dass dieses Unterfangen schwierig werden würde; in der Tat, die WM brachte eine Top-Besetzung mit sich. Die Wettervorhersage von einem Sonnentag mit hohen Temperaturen stimmte mich nachdenklich- ich bevorzuge kühleres Wetter.
Unmittelbar nach dem Start setzte sich mit Hohenwarter, Tuei und Lobb ein Trio ab, dahinter bildete ich zusammen mit Patrick Wieser und Christian Seiler ein weiteres Trio. Kurz vor km 3 schwenkten Seiler und ich aus und warteten auf die nächste Gruppe. Zu meiner Überraschung war auch diese sehr klein- sie wurde von Marco De Gasperi und Mitja Kosovelj angeführt. Bereits bei km 5 musste Marco aufgrund einer Knieverletzung aussteigen- fortan sorgte ich zusammen mit Kosovelj für das Tempo. Km 10 passierten wir in 33.44  (Hohenwarter und Tuei waren in 32.12 durchgegangen)- ich fühlte mich gut, so schnell war ich noch nie angegangen. Andererseits war Vorsicht geboten- auch in den schattigen Passagen der ersten Streckenhälfte war es nicht wirklich frisch, die Wärme machte sich schön langsam bemerkbar. Ein Malheur passierte bei km 14: Der als Zuschauertribüne fungierende Zug passierte im Schritt-Tempo die Strecke, meine Gruppe musste für etwa 15 sec stehenbleiben. Im Anschluss an diese Episode war der Rhythmus gebrochen: Kosovelj jagte alleine davon, bei mir, Seiler und Lauenstein fiel das Tempo ab und wurde unrhythmisch. Bei km 20 fiel Lauenstein zurück, ich passierte den Halbmarathon alleine auf Rang 6 in 1h15.17 (Hohenwarter und Tuei waren in 1h11.35 durchgegangen). Die Hitze begann bereits die Leistungsfähigkeit einzuschränken, ich rollte kontrolliert bis km 25, um dann die gefürchtete Steigung nach Wengen in Angriff zu nehmen. In den ersten Rampen preschte der Amerikaner Sage Canaday an mir vorbei, Seiler fiel definitiv ab.
Als ich über das Überhol-Manöver zu sinnieren begann, fiel mir ein, dass ich auch im Alltag, im Speziellen beim Zähne-Putzen, allzu oft überholt werde. Diesbezüglich heckte ich einen, zugegebenermaßen etwas hinterhältigen, Plan aus- dazu eventuell später.
Die Steigung nach Wengen hielt ich mich recht gut, hinter mir lief der Ire McMahon mit etwa 20 sec Abstand. Kurz vor Wengen überlief ich den total einbrechenden Huw Lobb- km 30 passierte ich mit 4.54 Minuten Rückstand auf das Führungsduo Hohenwarter-Tuei. Dazwischen liefen Wieser, Kosovelj und Canaday, sodass ich auf Rang 6 lag. Nach 1h57.32 lag ich also 1.39 hinter meiner Bestzeit (von 2007- damals herrschten optimale Bedingungen), war aber noch nicht angeschlagen- allein auf den nächsten 8 km bis Wixi verlor ich weitere 2 Minuten (je länger das Rennen, desto mehr wirken sich hohe Temperaturen aus). Auf diesem Abschnitt überholte mich ein Äthiopier, der auf Canaday auflief- mental waren das schwierige Minuten, da ich erkannte, dass nach vorne hin nichts mehr möglich war. Obwohl aufgrund der Dehydrierung mit verminderter Leistungsfähigkeit lief ich noch recht gut in die Moräne hinein, kam dem wankenden Äthiopier wieder näher, bis dieser sich kurz vor dem höchsten Punkt neben der Strecke hinsetzen musste. Am höchsten Punkt überholte mich der Ire McMahon, bergab konterte ich nicht mehr und gab- recht leichtfertig- Rang 6 aus den Händen.
die 10 Minuten auf der Moräne musste ich  leiden
Im Ziel angekommen, war mir sauübel- ich suchte mir ein schattiges Plätzchen zum Verschnaufen und bekam prompt einen zweiten Schatten, den eines Dopingkontrolleurs. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, spendete ich die gewünschten zwei Urinfläschchen.
Nach ausgiebigem Duschen gab es den traditionellen Lunch auf der Kleinen Scheidegg mit Eiger, Mönch und Jungfrau als Hintergrund.
im Ziel mit Alejandro und Hosea, dem Drittplatzierten
Am Abend fand dann im Festzelt von Interlaken die Siegerehrung der ersten 10 statt, anschließend gab DJ Ötzi ein Konzert.
Nach einem gemütlichen und proteinreichen Frühstück im City Hotel Oberland ging es am Montagmorgen auf die Heimreise- das Abenteuer Jungfrau Marathon 2012 war mittlerweile Geschichte.
Abschlussparty mit DJ Ötzi und Luca Hänni
Ergebnisse:
Herren
Damen
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Abschließend greife ich den im Text erwähnten Plan auf. Diesen habe ich in der Zwischenzeit in die Tat umgesetzt und mir den Vorzug beim Zähneputzen diesen Mittwoch gesichert. Anbei der diesbezügliche handschriftliche Vertrag:

Montag, 27. August 2012

30. Int. Matterhornlauf

"Das verlorene Tal" oder "Die zertretene Sandburg"- so hätten mögliche Untertitel dieses Beitrags lauten können. Eine Sandburg ist an der Nordsee tatsächlich zertreten worden, allerdings ist das Beweisfoto verschollen. Verschollen ist offenbar ebenso ein Tal, womit auch über dasselbe wenig berichtet werden kann. Somit gehe ich über zum Bericht vom 30. (und letzten) Matterhornlauf.
Zum dritten Mal in diesem Jahr trudelte ich am letzten Augustwochenende in Zermatt ein- der Matterhornlauf rief mit seinen 1000 auf 12,5 km zu überwindenden Höhenmetern. Nach drei harten Trainingswochen hatte ich diesen Test-Wettkampf gewählt- zuungunsten des zeitgleich stattfindenen Kitzbüheler Hornlaufes oder des im Piemont ausgetragenen Challenge Stellina. Bereits im Vorjahr war ich den Matterhornlauf gelaufen - hier der betreffende Rennbericht- und wusste, dass die Strecke auf mich zugeschneidert ist.
An der Startlinie erblickte ich zwei Eritreer, aber auch Antonio Padua (er hatte mir bei seinem Neirivue-Moleson-Sieg im Juni vier Minuten abgenommen) und Martin Anthamatten, der heuer eine starke Berglauf-Saison zeigt. Da ich die beiden letzteren auf den letzten beiden steilen Kilometern stark einschätzte, war mein Plan simpel: auf den ersten 40 flotteren Rennminuten für Tempo zu sorgen. So startete ich recht schnell und bildete nach bereits zwei km mit McMullan und dem Eritreer Oqubit eine Dreier-Gruppe. Als McMullan langsamer wurde, übernahm ich das Kommando, zu meiner Überraschung attackierte Oqubit nach 10 Rennminuten in einer steilen Rampe- McMullan war bereits abgefallen und von Padua und Anthamatten geschluckt, ich selbst lief an zweiter Stelle und verlor Sekunde um Sekunde gegenüber Oqubit.
bei km 5 hatte ich knapp 10 sec Rückstand auf Oqubit (Foto: W. Stinn)
Ich fühlte mich gut - es herrschten frische, angenehme Temperaturen- und hielt das Tempo hoch, nach 40 Rennminuten hatte ich 30 sec Rückstand auf Oqubit und eine Minute Vorsprung auf Padua und Anthamatten. Ab km 10 ging es für einen guten km auf einen Bergpfad, ich verlor etwa zehn Sekunden, als ich zwei Serpentinen auslief, die man schneiden hätte können- Glück hatte ich bei Minute 45, als ich, auch aufgrund fehlender Markierung, zu weit nach rechts kam, und gerade noch den rechten Pfad erspähte (dieser befand sich freilich links). Diese Episode kostete mich weitere 15 sec. Nach vorne hin hatte ich gegen den stark laufenden Oqubit keine Chance, der Vorsprung auf Padua und Anthamatten war zwar geschrumpft, aber doch beruhigend. Somit gewann Oqubit in starken 57.41, ich wurde sicherer Zweiter (und verbesserte meine Bestzeit aus dem Vorjahr um 22 sec)- den letzten Podestplatz sicherte sich schließlich der junge Kolumbianer Antonio Padua.
Siegerehrung (Foto: W. Stinn)
500 Finisher allein im Hauptlauf bedeuten eine gute Teilnehmerzahl, aber der Matterhornlauf wird, wie bereits erwähnt, 2013 nicht mehr stattfinden.
Nach dem Lauf wurde gegrillt (ich gönnte mir ein Pouletspiesschen), auf der Terrasse gab es, vor herrlicher Kulisse, Livemusik, lediglich ein eisiger Wind- er hatte bereits auf den letzten zehn Rennminuten für starken Gegenwind gesorgt- war so ungemütlich, dass er mich mit den drei Scotties Laura, David und Marco, mit denen ich die Veranstaltung ausklingen ließ, vom Freien in die Stube trieb. Die heikle Frage, warum das an der gegenüberliegenden Talseite liegende Tal "Das verlorene Tal" heisst, blieb ungefragt. Wahrscheinlich wäre sie, selbst wäre sie gefragt geworden, unbeantwortet geblieben.
mit den Wahl-Zermattern Marco, Laura und David
Blick auf "Das verlorene Tal"
Hier ein paar Rennberichte:

aus der Schweiz
aus Deutschland (von laufreport.de mit historischem Rückblick zum Lauf)
aus Italien

Ergebnisse:

1. Berhane Oqubit ERI 57.41
2. Gerd Frick ITA 58.37 (1. persönliche Bestzeit 2012)
3. Antonio Padua COL 59.07
4. Martin Anthamatten SUI 59.34
5. James McMullan GBR 61.17

Frauen:
1. Daniela Gassmann SUI 70.17
2. Sarah Tunstall GBR 72.56
3. Conny Berchtold SUI 74.18

Mittwoch, 22. August 2012

Woche der Wahrheit

"Die Wahrheit ist wie eine Sandburg am Meer. Wehe, wenn die Flut kommt!" Und die Flut kommt. Bei diesem Zitat könnte es sich um die poetische Version des Falsifikationsprinzips von Karl Popper, gemäß dem in der Wissenschaft eine "alte" Theorie durch eine neue - bessere, umfassendere - falsifiziert wird, handeln. Damit ist einer Theorie eher der Status einer Hypothese als der einer Wahrheit zuzuschreiben.
Was für ein herrlicher Sommertag!
Für mich also ist die laufende Trainingswoche (W 34) eine Woche der Wahrheit. In den letzten Wochen haben verschiedene Eindrücke auf mich eingewirkt. Da war einmal der Zermatt Marathon, bei dem ich in der letzten Stunde fürchterlich eingebrochen bin- darauf hin hatte ich zu früh belastet, was ein muskuläres Problem mit sich brachte. Trotzdem gelang mir bei Marvejols-Mende meine wohl beste Saisonleistung. Im Anschluss an dieses Rennen erholte ich mich sehr schlecht, stand eine Woche später mit noch Muskelkater im Quadrizeps an der Startlinie zu einem Rennen der Berglauf-Italienmeisterschaft und lieferte prompt mein schlechtestes Saisonrennen ab. Zu diesem Zeitpunkt stritten sich zwei einander widersprechende Stimmen in mir. Zum einen fühlte ich mich ausgelaugt, ich hatte müde Beine, einen erhöhten Ruhepuls und für ein paar Tage sogar Palpitationen- mental war ich ganz einfach wettkampfmüde und hatte keine Lust auf Belastungen. Zusätzlich war da noch der Sommer, der zu Freizeitunternehmungen ins Freie lud. Andererseits suchte ich nach einem Wettkampfziel für die kommenden Monate.
Schließlich entschied ich mich für den Jungfrau Marathon als Saisonziel- wie bereits 2007- damals erreichte ich als Dritter das Ziel- wird heuer im Rahmen des JM die Berglauf Langdistanz-WM ausgetragen.
Da zum Zeitpunkt meiner Entscheidung nur noch sechs Wochen bis zum JM ausstanden, hieß es für mich, sofort ins marathonspezifische Training einzusteigen. Mitterweile habe ich drei harte und umfangreiche Trainingswochen hinter mir. Neben längeren Läufen standen Läufe im mittleren Tempo (um die 3.30/km) auf dem Programm- auf intensive Intervalle verzichtete ich. Zur Kräftigung lief ich auch viel im Gelände, ohne das für den JM notwendige Asphalttraining zu vernachlässigen. In den ersten beiden Wochen hatte ich- in der bereits angesprochenen Erschöpfungsphase- den Ruhepuls erhöht (um die 38), in den letzten Tagen hat er sich auf Werte von 32, 33 eingependelt.
Die laufende Woche soll mir Aufschluss darüber geben, wo ich stehe. Ich fahre den Umfang deutlich auf 100 km herunter und versuche mit zwei Intervall-Einheiten die Beine lockerer und spritziger zu bekommen. Am Sonntag steht dann entweder ein Test-Wettkampf oder Trainingslauf auf dem Programm.
Dass in diesen Tagen an der Adria unzählige Sandburgen von Kindern gebaut werden, darauf kann man Gift nehmen- wie auch darauf, dass sie von der Flut wieder weggespült werden.

Freitag, 10. August 2012

Harakiri Berglauf

Mayrhofen im Zillertal war am 5. August zum vierten Male Austragungsort eines Laufes zum Berglauf Grand Prix. Und wieder hatte Andreas Tomaselli ein Weltklassefeld zusammengestellt.
Nach der Athletenpräsentation verweilte ich am Samstagabend noch ein wenig im "Brück'n Stadl": Discomusik und Bier sorgten für Entspannung. Damit verpasste ich das 10.000m Finale der Männer in London, konnte aber in Ruhe auf eine trainingsintensive Woche mit Marco De Gasperi- er war zu Besuch bei mir in Davos- zurückblicken. Eine Anekdote, die mir lange in Erinnerung bleiben wird, kam am Montag zustande- dem Tag nach der Italienmeisterschaft-, als wir einen Langen von Bormio nach Livigno absolvierten. Noch angeschlagen vom Vortag ereilte mich nach knapp zwei Stunden eine Hungerkrise- ein Riegel rettete mich, sodass ich die drei steilen km zum Passo Eira wenigstens noch mit einer Wanderung abschließen konnte.
kurz vor dem Start
In Mayrhofen gab es den erwarteten Doppel-Sieg der Eritreer Weldemariam und Kidane Habtom, die Italiener Abate und Baldaccini liefen stark, wie bereits die gesamte Saison, Markus Hohenwarter und Simon Lechleitner fighteten um den Titel des schnellsten Österreichers, mein Landsmann Thomas Niederegger zeigte eine brave Leistung. Bei mir gab es eine leichte Besserung zur Vorwoche, im Steilen war ich aber immer noch kraftlos und damit aus der Schwächephase noch nicht heraus. Bemerkenswert ist schließlich die Glanzleistung der Vorarlbergerin Sabine Reiner- sie siegte mit neuem Streckenrekord.
Vor der Siegerehrung schauten wir uns noch den spannenden Frauen-Marathon von London an- aus italienischer Sicht gab es den erfreulichen 8. Rang durch Valeria Straneo.

Ergebnisse Harakiri Berglauf, 5. August:
1. Azerya Weldemariam ERI 52.02
2. Abraham Kidane Habtom ERI 52.05
3. Isaac Kosgei KEN 52.40
4. Gabriele Abate ITA 53.22
5. Jonathan Wyatt NZL 53.25
6. Alex Baldaccini ITA 53.50
7. Thomas Lokomwa KEN 54.31
8. Anders Kleist SWE 54.44
9. Markus Hohenwarter AUT 55.06
10. Simon Lechleitner AUT 55.07
11. Thomas Niederegger ITA 55.16
12. Julien Rancon FRA 55.55
13. Adam Kovacs HUN 56.17
14. Gerd Frick ITA 56.31
15. Anton Palzer GER 56.56
16. Emanuele Manzi ITA 57.43

Frauen:
1. Sabine Reiner AUT 61.20 (Streckenrekord)

Donnerstag, 2. August 2012

Berglauf Italienmeisterschaft Adrara San Martino

auf dem letzten km (www.corsainmontagna.it-Marica)
Nach 2004 und 2008 war Adrara San Martino, an einem Südhang nördlich der Poebene oberhalb von Bergamo, nahe am Lago Iseo gelegen, auch dieses Jahr Schauplatz einer Berglauf Italienmeisterschaft.
Um "entenlose diskusionen" zu vermeiden, diesmal eine Kurzversion der Renngeschichte. Zweimal war ich in Adrara bereits gestartet, zweimal mit Streckenführung und Hitze überhaupt nicht zurecht gekommen. Dieses Jahr erging es mir- mit noch müden Beinen von Marvejols-Mende- nicht anders. Bereits vom Beginn des Rennens an war ich in Schwierigkeiten, konnte kein Tempo entwickeln und litt unter der großen Hitze. Letztendlich kam ich mit einem schon fast unfassbaren Rückstand ins Ziel.
Am 5. August geht es, nach einer doch harten Trainingswoche, weiter mit dem Berglauf-Weltcup in Mayrhofen/Zillertal. Anschließend gibt es Aufbautraining mit kaum noch Wettkämpfen.

Ergebnisse:
1. Bernard Dematteis 43.00
2. Marco De Gasperi 43.16
3. Gabriele Abate 43.40
4. Alex Baldaccini
5. Tommaso Vaccina
6. Antonio Toninelli
...
18. Gerd Frick 47.50

Rückkehr über den Albula Pass

Dienstag, 24. Juli 2012

Starke Vorstellung bei Marvejols-Mende!

Sonntag, 22. Juli um die Mittagszeit. Fünf Athleten (je zwei aus Kenia und Deutschland, einer aus Italien) machen sich in einem Restaurant am Place du Fourail in Mende über ein Rindssteak mit Kartoffeln her. Sie haben es sich auch wohl verdient ebenso wie die reichliche Auswahl an Desserts am Buffet-Tisch, zu dem die fünf abwechselnd gequält hinhumpeln. Die Rede ist von den vier Mannen und einer Frau der Hempel-Truppe, die wenige Stunden zuvor an der 40. Auflage des Straßenlauf-Klassikers Marvejols-Mende im Departement Lozere teilgenommen haben.
Nacht von Freitag auf Samstag: Bezug des Quartiers- ganz besonders freute sich Alexander über die Wolldecke zu seinen Füßen; Oliver war von den Hochsicherheitsschlössern der Schranktüren angetan
Marvejols-Mende bedeutet Jahr für Jahr drei Tage Volksfest in den beiden Orten im Coeur de Lozere. Den Veranstaltern gelingt es, Masse mit Klasse harmonisch zu vereinen. Dieses Jahr finishten 4.556 Athleten allein im Hauptbewerb, unter ihnen an die 50 afrikanische Topathleten. Den Streckenrekord hält keine Geringere als die derzeit weltbeste Ausdauer-Athletin, die Kenianerin Mary Keitany, in 1h22.13.
Am Samstag hatten Alexander, Oliver, Caroline, Jacob und ich ein dichtgedrängtes Programm: am Vormittag Athletenpräsentation in Marvejols mit anschließendem Mittagessen, am späten Nachmittag Nationenaufmarsch durchs Zentrum von Mende mit folgender Athletenpräsentation und Abendessen.
Samstag Vormittag: Athletenpräsentation in Marvejols, unsere Truppe: Jacob, Caroline, Oliver und ich
die Papst Urban dem Fünften gewidmete Kirche in Mende
Die Strecke von Marvejols-Mende misst 22,4 km und ist mit zwei Anstiegen (350 bzw. 150 Hm) und dazugehörenden Abwärtspassagen bestickt. Nach dem Zermatt Marathon hatte ich mich, in tieferen Lagen bei viel Sonne, gut erholt, infolgedessen eine Belastung zu früh gesetzt und wurde prompt mit einer schmerzhaften und hartnäckigen Verhärtung in der rechten Wade belohnt. Somit war ich vor dem Wettkampf verunsichert, entschied mich nach dem Abschlusstraining am Donnerstag zu einem Antreten. Nach dem Studium der Ergebnislisten der Vorjahre rechnete ich, bei optimalem Rennverlauf, mit einer Zeit von 1h21- eine Top-30-Platzierung (und damit ein Lauf ins Preisgeld) erschien angesichts der Besetzung sehr schwierig.
Gleich wie bereits beim Zermatt Marathon schnürte ich den T2c, den zweitleichtesten Wettkampfschh von Scott; dessen gute Dämpfung und relativ hohe Sprengung von 11mm erschienen mir ob der Bergabstücke angebracht. Als am Renntag um 9.00 Uhr der Startschuss fiel, ging es an der Spitze wegen der grossen Masse an Klasseleuten hoch her, ich startete ganz vorne, kam gut und ohne Gerangel weg. Ich wollte nicht zu schnell starten, ließ mich auf den 40.-45. Platz zurückfallen. Nach einem km überholte mich der Russe Troshkin, ich ging mit und erwischte genau den richtigen Zug. Nach 6 km begann eine längere Steigung, ich überholte an die 15 Leute, wobei ich immer besser in Schuss kam. Auf dem folgenden Bergabstück verlor ich gegenüber der Gruppe, auf die ich aufgelaufen war- damit hatte ich gerechnet, schließlich waren es Athleten mit Halbmarathon-Bestzeiten von 1h02 und damit deutlich grundschneller als ich. Glücklicherweise verlor ich nur einen Rang, ein Kenianer der Fremdenlegion flog an mir vorbei, obwohl ich km-Zeiten von 2.50 lief. Wenn auch meine Beine vom Bergablaufen schmerzten, konnte ich im folgenden Flachstück einen Marokkaner überlaufen- wenig zuvor hatte mir ein Zuschauer meinen Rang zugerufen (ventcinque), das gab Motivation. Im zweiten Anstieg funktionierten meine Beine immer noch, ich kam auf die bergab davongepreschten Athleten wieder deutlich näher- am Ende der Steigung war ich an Troshkin und einem Mann aus Burundi dran. Jetzt ging es nur noch bergab, ich biss die Zähne zusammen und blieb diesmal an den beiden dran. 500 m vor dem Ziel stellte ich ab und trudelte ins Ziel- ich war bereits überglücklich- der beste Weiße, Alexey Troshkin, lief 2 sec vor mir als 23. ein- mit der 24 blieb mir eine schöne Zahl.
Zu unserer Zufriedenheit hatte sich Alexanders schneller Mann, Jacob Kendagor, den Sieg bei diesem prestigeträchtigen Rennen geholt und Seriensieger Luka Kanda (heuer Sieger des Rom Marathons in 2h08.04) einen Strich durch die Rechnung gemacht; auch Caroline schlug sich prächtig und wurde hinter einer Äthiopierin Zweite. Alexander und sein Landsmann Oliver liefen im Schongang: sie zählen zu den Favoriten beim Reschenseelauf am kommenden Samstag.
Sonntag Nacht auf der Abschluss-Party: ganz links der Sieger 2009-2011 Luka Kanda
Die abschließende Athletenparty verging wie im Flug, der eine oder andere radsportbegeisterte Franzose verwechselte Alexander mit Alejandro Valverde, der sich wenige Tage zuvor einen beeindruckenden Etappensieg bei der Tour geholt hatte; auf dem Weg ins "Hotel" flitzten- zu später Stunde, gemäß Tradition- ein paar Nacktläufer an uns vorbei. Um 6.00 Uhr mussten wir bereits wieder aus den Federn, wir deckten uns noch mit frischen französischen Baguettes ein. Als wir uns auf den Raststätten - aufgrund der bedienten Muskulatur humpelnd und wankend- die Füße  vertraten, wurden wir bestimmt für Betrunkene gehalten. Unser Abenteuer Marvejols-Mende auf jeden Fall lag für dieses Jahr hinter uns, für mich war es der erste Aufenthalt in französischen Gefilden.
An diesem Sonntag trete ich beim zweiten Rennen zur Berglauf-Italienmeisterschaft in Adrara San Martino bei Bergamo an, bei dem es um die WM-Qualifikation geht. Muskulär bin ich in diesen Tagen ziemlich angeschlagen, also gibt es eine lockere Trainingswoche. Die Chancen auf eine WM-Qualifikation sind gering, aber ich versuche es.

Ergebnisse 40. Auflage Marvejols-Mende, 22. Juli 2012:
1. Jacob Kendagor KEN 1h10.31
2. Luka Kanda KEN 1h10.43
3. Gervais Hakizimana RUANDA 1h12.16
4. Laurence Rotich KEN 1h12.23
5. Marwa Dickson Mkami TAN 1h12.26
10. Martin Toroitich UGA 1h15.20
13. El Hassane Ben Lkhainouch FRA 1h15.57
23. Aleksey Troshkin RUS 1h19.39
24. Gerd Frick ITA 1h19.41

Frauen:
1. Simegn Abnet ETH 1h25.21
2. Caroline Chepkwony KEN 1h26.04
3. Emily Rotich KEN 1h26.36

Donnerstag, 19. Juli 2012

Zermatt Marathon

10.45 Uhr. Donnerstag, 12. Juli 2012. Hafling in Südtirol. Ein verschwitzter Läufer betritt das Cafè Platzl, stellt sich an den Tresen und bestellt ein Glas Mineralwasser und eine Brioche. Hinter sich hat er einen längeren Lauf (1h56') im Wechseltempo (20 min kontrolliert, 20 min Tempo) von Meran nach Burgstall, von dort im schattenspendenden Wald die knapp 1000 Höhenmeter hinauf nach Vöran, nach ein paar Schlücken vom Dorfbrunnen bei azurblauem Himmel und herrlichem Panoramablick die Hauptstraße entlang nach Hafling. Zwischen dem vierten Schluck Mineralwasser und dem dritten Bissen Brioche werden Erinnerungen an den Zermatt Marathon 2012 wach.
Um 8.45 Uhr Schweizer Zeit fiel in St. Niklaus der Startschuss zur 11. Auflage des Rennens- dieser 7. Juli sollte zwar ein Sonnentag werden, dennoch waren die Temperaturen angenehm kühl. Der große Favorit auf den Sieg Patrick Wieser setzte sich schon nach wenigen 100 Metern ab. Bei km 3 schloss ich zusammen mit meinem Zimmerkollegen und Scott-Teammate Adam Kovacs- er hat heuer mit 2h18.48 das ungarische Marathon-Olympia-Limit um lediglich 48 sec verfehlt- auf, bei km 15 fiel Adam zurück.
bei km 12
Die Sprintwertung in Zermatt bei km 20,5 passierte ich Seite an Seite mit Patrick, in 1h18.19 war ich so schnell angegangen wie noch nie (Jonathan Wyatts Durchgangszeit bei seinem Streckenrekord 2009 war nur 15 Sekunden schneller gewesen). Ich fühlte mich noch frisch und setzte mich gleich zu Beginn der Steigung nach Sunnegga bei km 24 von Patrick ab. Ich glaubte schon, einem Sieg entgegenzulaufen. Dieser Glaube währte nur kurz: Ich hörte nämlich das Publikum etwa 20 sec hinter Patrick klatschen. Eine Blickkontrolle ergab: Zwei Kenianer im Anmarsch. Bei km 27 wurde ich von den beiden überholt, einer von ihnen brach wenig später ein, Michieka hingegen zog auf beeindruckende Weise auf und davon. Ab km 31 bekam ich, nunmehr auf 2300 m über dem Meer, große Probleme mit der Atmung, ich begann zu hyperventilieren- als mich Patrick überholte, hatte ich keine Chance ihm zu folgen. Ich schaltete bewusst zurück, um noch gut über den Schlussanstieg- die letzten 2 km- zu kommen; dennoch musste ich so stark hyperventilieren, dass ich kaum noch trinken konnte, leicht schwindlig wurde und die Beine einen krampfartigen Tonus bekamen. Mit fast vier Minuten Vorsprung auf den Vierten, den Franzosen Dupont, lief ich in den Schlusshang- die letzten 15 Rennminuten erwischte es mich ganz schlimm und so war es 500 m vor dem Ziel um den Podestplatz geschehen.
kurz vor dem Ziel
Im Nachhinein verstehe ich immer noch nicht genau, was in der letzten Rennstunde passiert ist. Es ist zwar schade, dass ich einen sicheren Podestplatz verloren habe, aber auf der Langdistanz kann immer sehr viel passieren. Positiv stimmt mich die Tatsache, dass die Form wirklich gut ist- die Saison geht weiter und wenn ich etwas bin, dann hartnäckig.

Ergebnisse 11. Zermatt Marathon, 7. Juli 2012:

1. Paul Michieka 2h59.54
2. Patrick Wieser 3h07.58
3. Jean-Christophe Dupont 3h11.36
4. Gerd Frick 3h13.19
5. Adam Kovacs 3h21.40

Frauen:
1. Daniela Gassmann 3h29.13 (Streckenrekord!)
2. Aline Camboulives 3h33.39
3. Jasmin Nunige 3h43.51

Dienstag, 3. Juli 2012

Halbjahresbilanz

Seit dem 1. Juli also ist das erste Halbjahr 2012 Geschichte- Gelegenheit für mich, eine sportliche Bilanz zu ziehen.
Das sehr kalte und schneereiche Q1 bedeutete viel Grundlagenarbeit, überwiegend auf Langlaufskiern. Die ersten Wochen skatete ich vor allem, dann wechselte ich auf die klassische Technik. Ich achtete darauf, den Umfang (in Wochentrainingsstunden) zu steigern, zusätzlich brachte das ungewohnte Training auf Skiern (Einsatz des Oberkörpers, Koordination) automatisch eine mittlere Intensität mit sich. Somit fiel der normale Wechsel von lockeren Einheiten und Belastungen weg, eine Tatsache, die mich an den Rande eines Übertrainings brachte. Bei dem Ganzen hatte ich eine Idee im Hinterkopf, die mir mittlerweile aus dem Gedächtnis entschlüpft ist; möglicherweise fällt sie mir zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein.


Mit Mitte April wählte ich einen späten Saisoneinstieg- außerdem beschloss ich, um die Spritzigkeit zu fördern, "kurze" Wettkämpfe von etwa 30 min Renndauer zu bestreiten und Halbmarathons zu streichen (von zwei Tempomachereinsätzen abgesehen).
nach dem Aquajogging gegen Ende des Winters
Im April standen drei Flach-Wettkämpfe über 10 km auf dem Programm; der Wechsel vom Lang- zum Fußlauf gelang zwar überraschend schnell (bereits der erste Einsatz entsprach einer 10-km-Form von unter 31 min), allerdings wurde die Form mit den folgenden zwei Rennen gegen die Erwartung nicht besser.
Am 12. Mai stieg ich in die Berglauf-Saison ein, es folgte eine Salve von Wettkämpfen: bis zum 16. Juni waren es 8 an der Zahl. Auch in dieser Phase gelang es mir, den Umfang nicht zu sehr absacken zu lassen und immer wieder die Grundlagen aufzufrischen. Die Form war konstant bis minimal ansteigend. Mit einem vor dem 7. Wettkampf eingefangenen Infekt hatte ich zwei Wochen lang zu kämpfen- er verhagelte mir Wettkampf Nummer 8.
Für die Freunde von Zahlen, wahrscheinlich für mich selbst allein, die Abfolge der Belastungen seit dem 12. Mai:
Wk Feldkirch, 3 (VO + Wk Seelauf), 2, 3 (Wk Grabs), 3 (VO+NA), 3, 3 (Wk Seelauf), 3 (Wk Hohenems), 1 (Wk Mümliswil), 4 (VO+NA), Infekt, 3 (Wk Kronplatz, 1. Langer!), 5, 2 (Wk Neirivue, angeschlagen), 1 (Trainingslauf Zermatt), 3, 3, Infekt ex, 3, 3, 3, 2 (4. Juli, Abschlusstraining Zermatt Marathon).
Nach dem 16. Juni (Neirivue-Moleson) schlug ich meine Trainingszelte auf und gönnte ich mir zwei wettkampffreie Wochenenden. In dieser Zeit konnte ich, nach anfänglicher Mattigkeit als Spätfolge der starken Erkältung, die vorgesehenen Einheiten nach Plan absolvieren.
Der Zermatt Marathon am 7. Juli steht mittlerweile vor der Tür- ich werde, gegen starke Konkurrenz, mein Bestes geben!