Dienstag, 24. April 2012

Citylauf Korschenbroich

Montag, 23. April, 7.00 Uhr: Blauer Himmel mit ein paar Wolkenfetzen über Korschenbroich. Von Osten her leuchtet bereits die Sonne und sorgt für eine eigentümliche Stimmung in dem in der Nähe von Düsseldorf gelegenen Ort mit den niedrigen Häusern, der schön langsam erwacht. Während anfangs vor allem Erwachsene ihre Autos besteigen, um sich, nach dem Wochenende, auf zur Arbeit zu machen, tauchen allmählich immer mehr Kinder und Jugendliche auf ihren Stahlrossen auf und machen mir den Gehsteig streitig, auf dem ich gerade ein lockeres Läufchen absolviere und den 10km-Lauf vom Vortag Revue passieren lasse. Der Gedanke, auf welche Weise Murmeltiere einander vor einem nahenden Adler warnen, ist mir noch fremd.
31.04 die Zeit, die für mich gestoppt wurde. Vor einer Woche noch wäre ich mit dieser Zeit hochzufrieden gewesen, doch nach der guten Leistung beim Vivicittà-Rennen hatte ich auf eine Zeit unter 31 Minuten gehofft. Die Leistung in Bozen war unerwartet gekommen, ich hatte gerade ein erstes Kurzintervalltraining in dieser Saison in den Beinen und wusste nicht, wie es um meine Form bestellt war. Auf der 400 m-Bahn in Davos liegen auf der Geraden und Gegengeraden noch Schneewälle von zwei Metern Höhe, sodass sich eine Formüberprüfung dort nicht gerade aufdrängt. Mit einem weiteren Intervalltraining nach Vivicittà hoffte ich auf einen Leistungssprung Richtung 30.40 in Korschenbroich.
Doch es sollte anders kommen- beim ungewohnten Start um 17.00 Uhr ging ich bereits mit einem unruhigen Magen an den Start, ein heftiger Nordwestwind auf dem achtmal zu bewältigenden Rundkurs bremste zusätzlich. Die Spitzengruppe ging deutlich unter 3.00/km an, bereits nach einem km musste ich abreißen lassen- jetzt saß ich in der Patsche, von hinten kam niemand und so hatte ich allein gegen den Wind anzukämpfen. Erst in der 5. Runde bildete sich eine gute Gruppe, an die ich mich halten konnte, wir passierten (so glaubte ich) km 5 in 15.17, dann gab es Zeiten um die 3.05- es schien, als würde ich wieder ins Rennen kommen. Etwa 2 km vor dem Ziel hätte ich das Tempo deutlich erhöhen können, die Zwischenzeiten (km 9 in 27.42) deuteten auf eine Endzeit von unter 30.50 hin, mein Magen rumorte schon bedenklich, sodass ich beim Tempo blieb. Als ich dann 200 m vor dem Ziel schneller wurde, realisierte ich, dass ich mich an eine um 15 sec rückversetzte Markierung gehalten hatte- also wurde die 30er Zeit von einem Moment auf den anderen unmöglich.

Ergebnis-Link

Natürlich ärgert es mich ein wenig, dass es mit der 30er Zeit nichts geworden ist, andererseits bin ich in Korschenbroich sicher eine Spur stärker gelaufen als in Bozen (auch wenn man bedenkt, dass die GPS-Messungen in Bozen an die 80 m zu wenig, in K. an die 150 m zu viel angezeigt haben). Die Botschaft ist aber auch die, dass es mir an Spritzigkeit noch fehlt, während das Durchhaltevermögen gut ist.

Weiter geht es jetzt mit dem Stadtlauf von Luzern über 8,7 km, bei dem ich einen km-Schnitt von unter 3.05 anstrebe.

Beim Training bin ich letzte Woche einem Adler begegnet- auf welche Weise sich die Murmeltiere vor ihm schützen, habe ich wenig später herausgefunden.

Sonntag, 15. April 2012

Saisoneinstieg geglückt

Mit Max Frisch' "Stiller" als Reiselektüre stand dieses Wochenende das Vivicittà-Rennen von Bozen auf dem Programm. Im Vorjahr konnte ich diesen Lauf gewinnen, heuer gab es mit drei Kenianern (unter ihnen Philemon Kisang, den zweifachen Sieger des Stramilano-HM mit einer PB von 60.55), Markus Ploner und Francesco Bazzanella starke Konkurrenz.
gestartet!
An diesem Vormittag des 15. April präsentierte sich Bozen mit grauem, wolkenverhangenem Himmel, Nieselregen und angenehmen 10-12 Grad. Der Veranstalter hatte sich einen neuen, interessanten Parcours ausgeheckt: Vom Drususstadion ging es die ersten 3 Kilometer nach Norden bis zur St. Antonbrücke, dann die Promenade hinunter bis zum Theiner, Museumstraße, Lauben, an der ehrwürdigen Rittner Seilbahn vorbei hin zu einer Schleife am Bozner Boden, dann den Eisack entlang, hinter dem Drususstadion vorbei bis zur Palermobrücke (km 10), dann wieder retour ins Stadion. Bei dieser Streckenführung könnte man bleiben.

Nach zwei Rennminuten wurde das Tempo in der Spitzengruppe erhöht, ich war so sehr am Anschlag, dass ich bei km 1 zu halluzinieren begann und plötzlich Hermann Achmüller neben mir sah. Bereits vor km 2 war meine Vision wieder verschwunden, die Erschöpfung allerdings noch da. Bei km 3 zerriss die Spitzengruppe: vorne die drei Kenianer mit Ploner, hinten Bazzanella, Georg Brunner und ich. Wenig später fiel Georg ab, Bazzanella lief ein flottes Tempo, dem ich gerade noch folgen konnte. Als ihn bei der Radbrücke (s. Bilder unten) bei km 9 sein Vater anfeuerte, erhöhte er noch einmal das Tempo und setzte sich von mir ab. Ich lief konstant weiter, passierte km 10 in 31.10, schnappte mir bei km 11 noch einen Kenianer und finishte, zufrieden mit meiner Leistung, als 5.. Gelaufen bin ich übrigens mit dem MK4 von Scott.
vor km 9, mit Francesco Bazzanella

Nun folgen ein paar Straßenläufe- über 10 km hoffe ich, die Leistung von Bozen bestätigen zu können.

Ergebnisse Vivicittà Bozen:
1. Philemon Kisang  KEN                                                                                                                36.16
2. Michael Chemchir  KEN                                                                                                              36.39
3. Markus Ploner                                                                                                                             36.50
4. Francesco Bazzanella                                                                                                                   37.05
5.
Gerd Frick                                                                                                                                    37.19
6. Wilson Businei    KEN                                                                                                                  37.40
7. Georg Brunner                                                                                                                              38.27

Hypnose-Übung anlässlich der Siegerehrung- alle Bilder von Christoph Blaas
Den Rennbericht schließe ich dieses Mal mit einem Zitat aus "Stiller" ab: "Man kann alles erzählen, nur nicht sein wirkliches Leben;- diese Unmöglichkeit ist es, was uns verurteilt zu bleiben, wie unsere Gefährten uns sehen und spiegeln..."

Freitag, 13. April 2012

Jetzt geht's los!

Wie bereits angekündigt, habe ich diese Saison auf einen gründlichen Aufbau und einen späteren Wettkampfeinstieg ausgerichtet. Das Training von Jänner bis März war relativ unstrukturiert mit wenigen Laufkilometern, dafür aber umso mehr Alternativtraining in Form von Langlauf. Es ging mir um einen allgemein hohen Umfang und auch um ein Training nach Lust und Laune, bei dem der Spaßfaktor nicht zu kurz kommen sollte.
Langlaufmäßig bin ich die ersten Wochen viel geskatet, letzthin dann vor allem klassisch gelaufen. Dabei habe ich wertvolle Erfahrungen sammeln können rund um die verschiedenen Lauftechniken, das Wachsen, die verschiedenen Schneeverhältnisse usw.. Durch den vermehrten Einsatz des Oberkörpers im Vergleich zum Laufen ist das Langlaufen intensiver- dieser Faktor in Kombination mit der mittleren Höhe von Davos bewirkte, dass ich mich phasenweise ziemlich geschlaucht gefühlt habe. Zum Vergleich: bei lockeren Läufen im Tempo von 5.00/km laufe ich mit einem Puls von 95-100, bei 4.15 auch nur mit 115-120. Durch die recht hügeligen Loipen hier hat es lockere Langlaufeinheiten fast nicht gegeben.
Eingestreut in all diese Wochen waren zwei kürzere Testwettkämpfe und zwei Einsätze als Tempomacher für Olympiateilnehmerin Andrea Mayr (London, Marathon) im Rahmen der Halbmarathonläufe von Piacenza und Berlin.
Seit Mitte Jänner plagte mich eine Entzündung der linken Achillessehne (die das Lauftraining einschränkte); als diese Verletzung Mitte März abklang, zerrte ich mir die Wade der Gegenseite, konnte dieses Problem aber mit viel Vorsicht und Pflege relativ rasch in den Griff bekommen.
Ab Anfang April habe ich mit strukturiertem- fast ausschließlich laufendem- Training begonnen. Über ein paar Wettkämpfe auf kürzeren Distanzen hoffe ich nun allmählich in Form zu kommen.
Abschließend die Zusammenstellung meines Wintertrainings nach Wochenkilometern (in Klammer der Laufanteil) und Dauer in Minuten:
W2: 138 km (58 laufen); 710'
W3: 167 km (40 laufen); 743'
W4: 161 km (92 laufen); 730'
W5: 123 (43); 577'
W6: 120 (41); 563'; Testlauf Algund-Vellau
W7: 141 (42); 634'
W8: 119 (60); 501'; Testlauf 10 km Sinich
W9: 105 (72); 464'; HM Piacenza
W10: 112 (83); 480'
W11: 107 (55); 476'
W12: 122 (72); 513'
W13: 62 (46); 265'; HM Berlin
W14: 112 (87); 438'
Wie man sieht, habe ich in keiner einzigen Woche 100 Laufkilometer überschritten- doch: jetzt geht's los!

Dienstag, 3. April 2012

Halbmarathon Berlin

eine kleine Stadtrunde...
...am Vortag des Rennens
unterwegs zu einem neuen Österreichischen Rekord
die Ideallinie
nach dem Rennen
Andrea gratuliert der Damensiegerin Philes Ongori (1h08.25)
Vier Wochen nach der Verbesserung ihres eigenen Österreichischen Halbmarathonrekords auf 1h12.03 in Piacenza wollte Andrea Mayr dieses Unterfangen am 1. April in Berlin wiederholen. Ich war wieder mit von der Partie. Am Vortag kam mit dem Besuch der Berlinias, einem an die Ilias angelehnten deutschen Volkstheaterstück, bei dem Medea, die blonde Tochter eines germanischen Bäckerfürsten, ganz besonders glänzte (als sie nämlich einen Eindringling aus dem Fernen Osten mit folgenden Worten empfing:" timeo incolam Vindobonae picturas artificiales facientem"), auch noch das Kulturelle zum Zug. Doch am Sonntag ging es dann ausschließlich ums Sportliche:
Als um 10.45 Uhr der Startschuss auf dem Alexanderplatz fiel, galt es, km-Zeiten knapp unter 3.25 zu laufen. Es war zu bedenken, dass ein lebhafter Nordwestwind Gegenwind auf den ersten 9 km und auf weiteren 2 km auf der 2. Streckenhälfte (an den nordwärts gerichteten Abschnitten) bedeuten würde. Ein im Soge des Topfelds schneller 1. km (3.15) und vier weitere in exakt 3.23 sorgten für ein Polster von 17 Sekunden auf den Rekord. Ab km 5 wurde der Gegenwind immer stärker, was bei Andrea zu einer kleinen Krise ab km 7 führte. Wir nahmen das Tempo eine Spur heraus, im Wissen, dass es ab km 9 windbedingt wieder leichter werden würde. Die 34.05/06 bei km 10 bedeuteten an die 4" Vorsprung- von da weg liefen wir sehr regelmäßig an die 3.25/km, der Vorsprung pendelte so zwischen 3-6 Sekunden. 3,4 km vor dem Ziel hatte Andrea noch einmal eine leichte Schwäche, fing sich aber schnell wieder- mit einem schnellen Schlusskilometer von 3.15 gab es dann, wie erhofft, eine Zeit unter 1h12: 1h11.49!
Beachtliche Zeiten erzielten beim Sieg des Kenianers Denis Koech auch die beiden Österreicher Markus Hohenwarter (64.41) und Christian Pflügl (65.56).