Mittwoch, 20. Juni 2012

Trainingslauf Zermatt Marathon

Sonntag, 17. Juni 2012. 6.00 Uhr. Neirivue. Allein und verlassen steht im Korridor des "Goldenen Löwen" ein mit Nylonfolie abgedeckter und mit Orangensaft gefüllter Krug- neben ihm zwei Gläser. Gestärkt vom von der freundlichen und zuvorkommenden Wirtin vorbereiteten Lunchpaket mache ich mich zusammen mit David auf zur zweiten wichtigen Unternehmung des Wochenendes. Vorbei am Genfer See, vorbei an Sierre- Anekdoten zu Sierre-Zinal erwachen- geht es, am Ende die Vispa entlang, nach Zermatt.
mit Silvan (li), Andrea und David 
Derselbe Tag. 8.00 Uhr. Zermatt. Silvan baut in der Eingangshalle der Gornergrat-Bahn den Scott-Running-Stand auf. Bevor die ersten Teilnehmer am Zermatt Marathon Trainingslauf eintrudeln, ist er bereits auf Hunderten von japanischen High-Tech-Fotoapparaten verewigt.
Die- in der Schweiz so genannte- Besammlung findet um 9.30 Uhr statt; der OK-Präsident des Zermatt Marathons Stefan Truffer ist zugegen, begnügt sich aber mit einer Begrüßung- er wäre nur mitgelaufen, wenn das letzte Stück auf den Gornergrat schneefrei gewesen wäre. Nach einer Einführung durch Geschäftsführerin Andrea Schneider und den Scott Product Manager Running David Borrmann werden ein paar Scott Schuhe getestet- sechs Teilnehmer entschließen sich spontan, den Trainingslauf mit Scott-Schuhen zu absolvieren.
Der Trainingslauf führt über die zweite, schwierigere Streckenhälfte des Marathons (ab km 20), gemeinsam laufen wir- es haben sich knapp 30 Läuferinnen und Läufer eingefunden- die Schlaufe durch Zermatt, dann trennen wir uns in drei Gruppen. Im Folgenden ein paar Eindrücke vom Lauf:
die ersten Schritte durch Zermatt

wir haben einen herrlichen Tag erwischt 

noch ein Gruppenfoto, dann geht's definitiv los
Leisee 

der Schlussanstieg liegt noch vor uns, in der Mitte Martin Schmid mit Freundin

bald ist es geschafft!
Nach zweieinhalb bis drei Stunden treffen wir am Riffelberg auf 2.582 m ein, auf den letzten 500 Metern liegen noch zwei Schneefelder. Mit der Bahn geht's dann weiter zum Gornergrat auf 3100 m- dort gibt's das verdiente Mittagessen. Wem die Pasta zu sehr al dente ist, hält sich an eine Nudelsuppe. Nach der Verlosung von zwei Paar Scott-Schuhen fahren wir müde, aber zufrieden nach Zermatt zurück.

Nach einer kurzen Siesta lasse ich mit David und Silvan das Wochenende bei Pizza und Bier ausklingen. Der laue Abend erlaubt uns, auch um Mitternacht noch im Freien zu sitzen und über die taktische Aufstellung eines Teams- im Besonderen den linken Sturm und die Links-Verteidigung- zu diskutieren. Als der Stundenzeiger einen neuen Tag einleitet, fragen wir uns nach dem Schicksal des Neirivue-Krugs. Aber wie bei den tiefen Fragen so üblich, bleibt die Antwort offen.

Dienstag, 19. Juni 2012

Neirivue-Moleson

Der im Kanton Fribourg ausgetragene Klassiker erlebte dieses Jahr seine 33. Auflage. Viele große Namen zieren die Ergebnislisten des Rennens, Ausnahmeathlet Jonathan Wyatt hält seit 2006 den Streckenrekord, 2002 wurden am Moleson die Schweizer Berglaufmeisterschaften durchgeführt.
Neirivue
Für mich war bereits die Anreise suggestiv, je näher ich dem nahe am Genfer See im Saanetal gelegenen Dörfchen Neirivue kam, desto mediterraner wurde die Stimmung. Als ich mir nach dem Abendessen im Auberge du Lion d'Or mit ein paar Schritten die Füße vertrat, hörte ich keine Löwen brüllen, auch nicht goldene, sondern das Schellen von Kuhglocken, während meine Nase frisch gemähtes Heu vermeldete. Vom Sportlichen her fand ich meine Ausgangslage nach zwei Tagen Bettruhe wenig aussichtsreich- respiratorisch war ich mit verschleimten Bronchien und Nebenhöhlen ziemlich eingeschränkt.
das Streckenprofil
Der Lauf auf den Moleson führt über 10,6 km, dabei sind 1290 Plus- und 100 Minusmeter zu überwinden. Die ersten knapp vier Kilometer steigen auf einer Asphaltstraße nur mäßig, dann kommen zwei steile Kilometer auf einem befestigten Weg, es folgt eine technisch anspruchsvolle, wellige single-trail-Passage von 2,5 km. Über eine Scharte von 2 km und mit 500 Höhenmetern gelangt man schließlich auf den Moleson- der letzte km ist teilweise so technisch, dass ein Laufen gar nicht mehr möglich ist. Übrigens ist die Strecke ganzjährig beschildert.
Der Start erfolgte 2012 erstmals am Nachmittag, genau gesagt um 16.00 Uhr! Ein heißer Mitt-Junitag hatte den Asphalt des ersten Streckenteils und die Felsen der zweiten Hälfte bereits gehörig aufgewärmt. Als also der Startschuss fiel, hatte ich mich mit 3 Litern Wasser vorhydriert. Georges Bourrier zerriss mit einer Folge von Tempoverschärfungen das Feld, der Kolumbianer Saul Antonio Padua und der aus Portugal stammende Cesar Costa schlossen immer wieder auf.
die Steigung beginnt...
Ich sah meine einzige Chance in einem Start mit geringer Intensität und folgte, rhythmisch laufend, mit einem Abstand von 5-10 sec. Nach etwa fünf Kilometern, auf steilerem Terrain, wuchs mein Rückstand allmählich an, Bourrier fiel zurück und ich schloss langsam auf, ohne aber zu überholen. Ich wollte mir Kraft für eine Schlussoffensive aufsparen. Zu Beginn der single-trail-Passage hatten Bourrier und ich 30 sec Rückstand auf das Führungsduo, aber über eineinhalb Minuten Vorsprung auf den Fünften. Da unterlief mir mein erster großer taktischer Fehler des Jahres: Ich ließ den aggressiv laufenden Bourrier vor mir in den single-trail, der Franzose hatte große Mühe mit den technischen Passagen, verlor viel Zeit, lief aber 10 Minuten lang Kampflinie. Zu meinem Schrecken war unser Rückstand in besagter Passage um eineinhalb Minuten auf 2 Minuten angewachsen! Und, schlimmer noch, Kletterspezialist Vaudan war von hinten bis auf 30 sec herangekommen. 2 km vor dem Ziel kam ich endlich an Bourrier vorbei und lief den vorletzten, sehr steilen km mit gutem Tempo. 800 m vor dem Ziel hechtete Vaudan an mir vorbei, auf den Gehpassagen ließ ich noch viel Zeit liegen. Hinter dem eine Talentprobe abgebenden jungen Kolumbianer Padua, Costa und Vaudan lief ich also als Vierter am Moleson ein. Für ihre Mühen wurden die Läufer mit einem herrlichen Ausblick ins Tal belohnt.
Unter den 472 Finishern waren gar einige Scott-Mitarbeiter, so auch der Running Product Manager David Borrmann selbst- mit dem Moleson erklommen sie quasi ihren Hausberg. Damensiegerin Monika Fürholz zeigte eine starke Leistung und kam auf ausgezeichnete 72.11.

im Ziel am Moleson
Ergebnisse Neirivue-Moleson 2012:
1. Saul Antonio Padua 61.36
2. Cesar Costa 62.22
3. Emmanuel Vaudan 64.51
4. Gerd Frick 65.46
5. Georges Bourrier 67.31


Blick auf Bulle und Gruyere mit dem Lac du Gruyere
Für 2013 nehme ich mir vor, nach dem Besuch eines Französisch-Kurses wieder nach Neirivue zu kommen.  Meine Bestellung einer Pasta mit Tomatensauce vier Stunden vor dem Rennen hatte ich nämlich in derart brilliantem Französisch vorgenommen, dass ich beinahe ein Hähnchen mit einem Glas Rotwein bekommen hätte.

Dienstag, 12. Juni 2012

KronplatzRUN

In letzter Zeit hatte ich mich immer wieder gefragt, wann ich denn eigentlich das letzte Mal verkühlt war- 2012 auf jeden Fall nie, zumindest nicht ernsthaft. Doch dazu später.
Letztes Wochenende ging es ins Pustertal zum Kronplatz Run. Ich reiste am Vortag an und traf mich in Brixen mit meinem Laufkollegen Hermann Achmüller und seiner Freundin Tiziana. Ernährungstechnisch hielten wir uns an eine Frühlingspizza und gespritzten Apfelsaft, es gab so viel zu erzählen, dass ich ernsthaft meine Langsam-Ess-Rekorde angriff.
Am Folgetag, Samstag, den 9. Juni ging es dann weiter nach Bruneck. Der Kronplatz Run wartete mit einer neuen Streckenführung auf: auf 21,3 km sind 1460 Höhenmeter zu überwinden. Gestartet wurde im Zentrum von Bruneck, ich setzte mich- bei strömendem Regen- zusammen mit Hermann vom restlichen Feld ab, nach 3 km fiel Hermann zurück (nach einer trainingsreichen Woche kam er dann auf der zweiten Streckenhälfte besser in Fahrt).
km 6-7, die Steigung beginnt
Als bei km 6 die Steigung begann, hatte es zu regnen aufgehört. Ab km 8 wurde es steil- und es sollte bis km 15 so bleiben. Ich fühlte mich nicht schlecht, aber doch etwas merkwürdig. Ab km 15 ging es in einen gut drei km langen Singletrail mit welligem Profil. Im Schlussteil der Strecke gab es dann immer wieder steilere Rampen, die meine nicht mehr ganz frischen Beine forderten. Schließlich war ich dann froh, nach 1h46 als Erster die Ziellinie überqueren zu können. Es folgten Hermann - er hat in drei Wochen den Brixen Marathon auf dem Programm- und Teamkollege Paul Innerhofer.
um 11.30 Uhr tauchte die Nr. 1 am Kronplatz auf- ich hatte sogar ein paar Fans vor Ort
Den parallel zum Lauf ausgetragenen KronplatzBIKE-Bewerb gewann der Olanger Klaus Fontana. Dank und Lob gebührt bei solch widrigen Verhältnissen freilich den vielen Helfern, die bei Nässe und Kälte ausharren müssen.
Im Ziel war man sich unter den Athleten einig über die gelungene Veranstaltung. Die neue Streckenführung ist attraktiv und kann ruhig beibehalten werden. Allein eine vom Landesverband für den Folgetag festgelegte Veranstaltung zur Südtiroler Berglauf-Landesmeisterschaft kostete klarerweise Teilnehmerzahlen.

Ergebnisse 3. Kronplatz Run
1. Gerd Frick 1h46.53
2. Hermann Achmüller 1h50.14
3. Paul Innerhofer 1h55.57
am Kronplatz auf 2274 m (Fotos vom Veranstalter)
vollständige Ergebnisliste

Abzurunden ist der Bericht mit der Erwähnung, dass ich mit einem an den Mandeln aufziehenden Infekt gestartet bin. Mittlerweile ist er zu einer saftigen Erkältung ausgewachsen. Somit wurden Montag und Dienstag zu echten "Ruhetagen" (der Dauerregen an beiden Tagen erleichterte mir das Pausieren)- am Mittwoch hoffe ich, wieder in leichtes Training einsteigen zu können.

Sonntag, 3. Juni 2012

Doppelschlag Straße-Berg!

Es ist Samstag, der 2. Juni. Ich sitze in Grabs am Frühstückstisch im Hause meiner Freunde Hildegard und Florian und gönne mir ein ausgiebiges Frühstück- mit Kaffee aus kenianischen Bohnen. Nach einer Stunde Bettruhe bereite ich eine Riesenportion Pasta zu, es gilt, die Kohlenhydratspeicher maximal zu füllen, habe ich doch in wenigen Stunden eine größere Aufgabe vor mir: den Passwang Berglauf mit guter Konkurrenz. Neben dem amtierenden Schweizer Berglaufmeister Christian Mathys findet sich auch der Orientierungsläufer Matthias Kyburz, vor Kurzem aus Schweden mit Staffel-EM-Gold zurückgekehrt, auf der Startliste. Während ich meine private Pastaparty mit einer weiteren Tasse Kenia-Kaffee abschließe, läuft vor meinem inneren Auge der Film des Vorabends noch einmal ab.
Hohenems in Vorarlberg. 19.00 Uhr: Der Startschuss zum Stadtlauf über 7 Runden (knappe 10 km im Ganzen) ist gefallen. Der Vorarlberger Jakob Mayer gibt auf der ersten Runde ein sehr hohes Tempo vor; ab der zweiten Runde wird er dann langsamer. Mir ist es Recht, habe ich doch am Folgetag noch ein hartes Rennen im Visier. In der 5. Runde dann verschärfe ich das Tempo und laufe einen Vorsprung von etwa 25 sec heraus, der es mir erlaubt, im Finale wieder kontrollierter zu laufen. In 31.49 siege ich mit 17 sec Vorsprung auf Jakob Mayer.
Schauplatz numero 2. Mümliswil im Kanton Solothurn. 16.20 Uhr: Ich beginne mit dem Einlaufen, meine Beine fühlen sich steif und hölzern an, lösen sich aber so langsam. Trotzdem laufe ich nur 9 Minuten lang ein, bei 26 Grad im Schatten möchte ich meinen Körper nicht über Maßen erhitzen.
Mümliswil
Um 17.00 Uhr dann schickt der Starter 444 Teilnehmer auf die Strecke. Der Passwang Berglauf über 10,4 km mit 684 Plus- und 129 Minusmetern im Profil zählt dieses Jahr als Schweizer EM-Qualifikation im Berglauf. Mathys und Kyburz legen ein hohes Tempo vor- nach einem km liege ich mit 7 sec Rückstand zurück. Sollte meine Siegesserie, die bisher fünf Siege zählt, abreißen?
So langsam schlich ich mich an Kyburz heran und überholte ihn, der Rückstand auf Mathys wurde nicht größer- Sekunde um Sekunde pirschte ich mich heran, etwas nach km 2 konnte ich aufschließen. Nach einem eingehenden Studium des Streckenprofils hatte ich einen möglichen Angriff bei km 7 in Betracht gezogen. Kurz nach km 3 ergab sich allerdings in einer steileren Rampe eine Möglichkeit, ich verschärfte ein wenig das Tempo und setzte mich ab.
im Mittelteil der Strecke, kurz vor einer Verpflegungsstation
Ich fühlte mich zwar stark, hatte aber großen Respekt vor der Hitze; außerdem wusste ich nicht, wie gut ich den Wettkampf des Vorabends weggesteckt hatte. Auf jeden Fall kam ich mit einem kontrollierten Forcing ein paar Sekunden weg, die abwechslungsreiche Streckenführung mit vielen schattenspendenden Waldpassagen machte Spaß, die vorbildhafte Markierung mit Fähnchen nach Schweizer Präzision sorgte für Gewissheit, auf der richtigen Strecke zu sein. Ab km 7 wurde es steiler, mein Vorsprung begann zu wachsen und beruhigende Ausmaße anzunehmen. Nach 43.47 (neuer Streckenrekord) überquerte ich als Sieger die Ziellinie- glücklich über den 6. Sieg in Folge und den erfolgreichen Abschluss einer Belastungsprobe von drei Wettkämpfen in fünf Tagen. Mathys (44.17) und Kyburz (44.56) folgten auf den Rängen 2 und 3.
Die Damensiegerin Monika Fürholz, Teamkollegin bei Scott, lief übrigens ebenso wie ich den Race Rocker.
zusammen mit Damensiegerin Monika Fürholz, die von Swiss Athletics für die Berglauf-EM am 7. Juli einberufen wurde
vollständige Ergebnisliste Passwang Berglauf

Für drei Tage werde ich jetzt die Beine hoch nehmen und das 5.00-Spiel spielen. Dabei geht es darum, exakt im Tempo von 5.00 zu laufen. Es hat sich herausgestellt, dass bei mir bei diesem Tempo die Regeneration am schnellsten abläuft.
Bereits am kommenden Samstag geht es weiter: Ich trete beim Kronplatz Run in Bruneck an. Auf 21,3 km sind 1460 Höhenmeter zu überwinden- ich tippe auf eine Endzeit von 1h40'. Für mich ist es das erste Antreten über eine längere Distanz in diesem Jahr- ich bin schon gespannt!