Dienstag, 24. Juli 2012

Starke Vorstellung bei Marvejols-Mende!

Sonntag, 22. Juli um die Mittagszeit. Fünf Athleten (je zwei aus Kenia und Deutschland, einer aus Italien) machen sich in einem Restaurant am Place du Fourail in Mende über ein Rindssteak mit Kartoffeln her. Sie haben es sich auch wohl verdient ebenso wie die reichliche Auswahl an Desserts am Buffet-Tisch, zu dem die fünf abwechselnd gequält hinhumpeln. Die Rede ist von den vier Mannen und einer Frau der Hempel-Truppe, die wenige Stunden zuvor an der 40. Auflage des Straßenlauf-Klassikers Marvejols-Mende im Departement Lozere teilgenommen haben.
Nacht von Freitag auf Samstag: Bezug des Quartiers- ganz besonders freute sich Alexander über die Wolldecke zu seinen Füßen; Oliver war von den Hochsicherheitsschlössern der Schranktüren angetan
Marvejols-Mende bedeutet Jahr für Jahr drei Tage Volksfest in den beiden Orten im Coeur de Lozere. Den Veranstaltern gelingt es, Masse mit Klasse harmonisch zu vereinen. Dieses Jahr finishten 4.556 Athleten allein im Hauptbewerb, unter ihnen an die 50 afrikanische Topathleten. Den Streckenrekord hält keine Geringere als die derzeit weltbeste Ausdauer-Athletin, die Kenianerin Mary Keitany, in 1h22.13.
Am Samstag hatten Alexander, Oliver, Caroline, Jacob und ich ein dichtgedrängtes Programm: am Vormittag Athletenpräsentation in Marvejols mit anschließendem Mittagessen, am späten Nachmittag Nationenaufmarsch durchs Zentrum von Mende mit folgender Athletenpräsentation und Abendessen.
Samstag Vormittag: Athletenpräsentation in Marvejols, unsere Truppe: Jacob, Caroline, Oliver und ich
die Papst Urban dem Fünften gewidmete Kirche in Mende
Die Strecke von Marvejols-Mende misst 22,4 km und ist mit zwei Anstiegen (350 bzw. 150 Hm) und dazugehörenden Abwärtspassagen bestickt. Nach dem Zermatt Marathon hatte ich mich, in tieferen Lagen bei viel Sonne, gut erholt, infolgedessen eine Belastung zu früh gesetzt und wurde prompt mit einer schmerzhaften und hartnäckigen Verhärtung in der rechten Wade belohnt. Somit war ich vor dem Wettkampf verunsichert, entschied mich nach dem Abschlusstraining am Donnerstag zu einem Antreten. Nach dem Studium der Ergebnislisten der Vorjahre rechnete ich, bei optimalem Rennverlauf, mit einer Zeit von 1h21- eine Top-30-Platzierung (und damit ein Lauf ins Preisgeld) erschien angesichts der Besetzung sehr schwierig.
Gleich wie bereits beim Zermatt Marathon schnürte ich den T2c, den zweitleichtesten Wettkampfschh von Scott; dessen gute Dämpfung und relativ hohe Sprengung von 11mm erschienen mir ob der Bergabstücke angebracht. Als am Renntag um 9.00 Uhr der Startschuss fiel, ging es an der Spitze wegen der grossen Masse an Klasseleuten hoch her, ich startete ganz vorne, kam gut und ohne Gerangel weg. Ich wollte nicht zu schnell starten, ließ mich auf den 40.-45. Platz zurückfallen. Nach einem km überholte mich der Russe Troshkin, ich ging mit und erwischte genau den richtigen Zug. Nach 6 km begann eine längere Steigung, ich überholte an die 15 Leute, wobei ich immer besser in Schuss kam. Auf dem folgenden Bergabstück verlor ich gegenüber der Gruppe, auf die ich aufgelaufen war- damit hatte ich gerechnet, schließlich waren es Athleten mit Halbmarathon-Bestzeiten von 1h02 und damit deutlich grundschneller als ich. Glücklicherweise verlor ich nur einen Rang, ein Kenianer der Fremdenlegion flog an mir vorbei, obwohl ich km-Zeiten von 2.50 lief. Wenn auch meine Beine vom Bergablaufen schmerzten, konnte ich im folgenden Flachstück einen Marokkaner überlaufen- wenig zuvor hatte mir ein Zuschauer meinen Rang zugerufen (ventcinque), das gab Motivation. Im zweiten Anstieg funktionierten meine Beine immer noch, ich kam auf die bergab davongepreschten Athleten wieder deutlich näher- am Ende der Steigung war ich an Troshkin und einem Mann aus Burundi dran. Jetzt ging es nur noch bergab, ich biss die Zähne zusammen und blieb diesmal an den beiden dran. 500 m vor dem Ziel stellte ich ab und trudelte ins Ziel- ich war bereits überglücklich- der beste Weiße, Alexey Troshkin, lief 2 sec vor mir als 23. ein- mit der 24 blieb mir eine schöne Zahl.
Zu unserer Zufriedenheit hatte sich Alexanders schneller Mann, Jacob Kendagor, den Sieg bei diesem prestigeträchtigen Rennen geholt und Seriensieger Luka Kanda (heuer Sieger des Rom Marathons in 2h08.04) einen Strich durch die Rechnung gemacht; auch Caroline schlug sich prächtig und wurde hinter einer Äthiopierin Zweite. Alexander und sein Landsmann Oliver liefen im Schongang: sie zählen zu den Favoriten beim Reschenseelauf am kommenden Samstag.
Sonntag Nacht auf der Abschluss-Party: ganz links der Sieger 2009-2011 Luka Kanda
Die abschließende Athletenparty verging wie im Flug, der eine oder andere radsportbegeisterte Franzose verwechselte Alexander mit Alejandro Valverde, der sich wenige Tage zuvor einen beeindruckenden Etappensieg bei der Tour geholt hatte; auf dem Weg ins "Hotel" flitzten- zu später Stunde, gemäß Tradition- ein paar Nacktläufer an uns vorbei. Um 6.00 Uhr mussten wir bereits wieder aus den Federn, wir deckten uns noch mit frischen französischen Baguettes ein. Als wir uns auf den Raststätten - aufgrund der bedienten Muskulatur humpelnd und wankend- die Füße  vertraten, wurden wir bestimmt für Betrunkene gehalten. Unser Abenteuer Marvejols-Mende auf jeden Fall lag für dieses Jahr hinter uns, für mich war es der erste Aufenthalt in französischen Gefilden.
An diesem Sonntag trete ich beim zweiten Rennen zur Berglauf-Italienmeisterschaft in Adrara San Martino bei Bergamo an, bei dem es um die WM-Qualifikation geht. Muskulär bin ich in diesen Tagen ziemlich angeschlagen, also gibt es eine lockere Trainingswoche. Die Chancen auf eine WM-Qualifikation sind gering, aber ich versuche es.

Ergebnisse 40. Auflage Marvejols-Mende, 22. Juli 2012:
1. Jacob Kendagor KEN 1h10.31
2. Luka Kanda KEN 1h10.43
3. Gervais Hakizimana RUANDA 1h12.16
4. Laurence Rotich KEN 1h12.23
5. Marwa Dickson Mkami TAN 1h12.26
10. Martin Toroitich UGA 1h15.20
13. El Hassane Ben Lkhainouch FRA 1h15.57
23. Aleksey Troshkin RUS 1h19.39
24. Gerd Frick ITA 1h19.41

Frauen:
1. Simegn Abnet ETH 1h25.21
2. Caroline Chepkwony KEN 1h26.04
3. Emily Rotich KEN 1h26.36

Donnerstag, 19. Juli 2012

Zermatt Marathon

10.45 Uhr. Donnerstag, 12. Juli 2012. Hafling in Südtirol. Ein verschwitzter Läufer betritt das Cafè Platzl, stellt sich an den Tresen und bestellt ein Glas Mineralwasser und eine Brioche. Hinter sich hat er einen längeren Lauf (1h56') im Wechseltempo (20 min kontrolliert, 20 min Tempo) von Meran nach Burgstall, von dort im schattenspendenden Wald die knapp 1000 Höhenmeter hinauf nach Vöran, nach ein paar Schlücken vom Dorfbrunnen bei azurblauem Himmel und herrlichem Panoramablick die Hauptstraße entlang nach Hafling. Zwischen dem vierten Schluck Mineralwasser und dem dritten Bissen Brioche werden Erinnerungen an den Zermatt Marathon 2012 wach.
Um 8.45 Uhr Schweizer Zeit fiel in St. Niklaus der Startschuss zur 11. Auflage des Rennens- dieser 7. Juli sollte zwar ein Sonnentag werden, dennoch waren die Temperaturen angenehm kühl. Der große Favorit auf den Sieg Patrick Wieser setzte sich schon nach wenigen 100 Metern ab. Bei km 3 schloss ich zusammen mit meinem Zimmerkollegen und Scott-Teammate Adam Kovacs- er hat heuer mit 2h18.48 das ungarische Marathon-Olympia-Limit um lediglich 48 sec verfehlt- auf, bei km 15 fiel Adam zurück.
bei km 12
Die Sprintwertung in Zermatt bei km 20,5 passierte ich Seite an Seite mit Patrick, in 1h18.19 war ich so schnell angegangen wie noch nie (Jonathan Wyatts Durchgangszeit bei seinem Streckenrekord 2009 war nur 15 Sekunden schneller gewesen). Ich fühlte mich noch frisch und setzte mich gleich zu Beginn der Steigung nach Sunnegga bei km 24 von Patrick ab. Ich glaubte schon, einem Sieg entgegenzulaufen. Dieser Glaube währte nur kurz: Ich hörte nämlich das Publikum etwa 20 sec hinter Patrick klatschen. Eine Blickkontrolle ergab: Zwei Kenianer im Anmarsch. Bei km 27 wurde ich von den beiden überholt, einer von ihnen brach wenig später ein, Michieka hingegen zog auf beeindruckende Weise auf und davon. Ab km 31 bekam ich, nunmehr auf 2300 m über dem Meer, große Probleme mit der Atmung, ich begann zu hyperventilieren- als mich Patrick überholte, hatte ich keine Chance ihm zu folgen. Ich schaltete bewusst zurück, um noch gut über den Schlussanstieg- die letzten 2 km- zu kommen; dennoch musste ich so stark hyperventilieren, dass ich kaum noch trinken konnte, leicht schwindlig wurde und die Beine einen krampfartigen Tonus bekamen. Mit fast vier Minuten Vorsprung auf den Vierten, den Franzosen Dupont, lief ich in den Schlusshang- die letzten 15 Rennminuten erwischte es mich ganz schlimm und so war es 500 m vor dem Ziel um den Podestplatz geschehen.
kurz vor dem Ziel
Im Nachhinein verstehe ich immer noch nicht genau, was in der letzten Rennstunde passiert ist. Es ist zwar schade, dass ich einen sicheren Podestplatz verloren habe, aber auf der Langdistanz kann immer sehr viel passieren. Positiv stimmt mich die Tatsache, dass die Form wirklich gut ist- die Saison geht weiter und wenn ich etwas bin, dann hartnäckig.

Ergebnisse 11. Zermatt Marathon, 7. Juli 2012:

1. Paul Michieka 2h59.54
2. Patrick Wieser 3h07.58
3. Jean-Christophe Dupont 3h11.36
4. Gerd Frick 3h13.19
5. Adam Kovacs 3h21.40

Frauen:
1. Daniela Gassmann 3h29.13 (Streckenrekord!)
2. Aline Camboulives 3h33.39
3. Jasmin Nunige 3h43.51

Dienstag, 3. Juli 2012

Halbjahresbilanz

Seit dem 1. Juli also ist das erste Halbjahr 2012 Geschichte- Gelegenheit für mich, eine sportliche Bilanz zu ziehen.
Das sehr kalte und schneereiche Q1 bedeutete viel Grundlagenarbeit, überwiegend auf Langlaufskiern. Die ersten Wochen skatete ich vor allem, dann wechselte ich auf die klassische Technik. Ich achtete darauf, den Umfang (in Wochentrainingsstunden) zu steigern, zusätzlich brachte das ungewohnte Training auf Skiern (Einsatz des Oberkörpers, Koordination) automatisch eine mittlere Intensität mit sich. Somit fiel der normale Wechsel von lockeren Einheiten und Belastungen weg, eine Tatsache, die mich an den Rande eines Übertrainings brachte. Bei dem Ganzen hatte ich eine Idee im Hinterkopf, die mir mittlerweile aus dem Gedächtnis entschlüpft ist; möglicherweise fällt sie mir zu einem späteren Zeitpunkt wieder ein.


Mit Mitte April wählte ich einen späten Saisoneinstieg- außerdem beschloss ich, um die Spritzigkeit zu fördern, "kurze" Wettkämpfe von etwa 30 min Renndauer zu bestreiten und Halbmarathons zu streichen (von zwei Tempomachereinsätzen abgesehen).
nach dem Aquajogging gegen Ende des Winters
Im April standen drei Flach-Wettkämpfe über 10 km auf dem Programm; der Wechsel vom Lang- zum Fußlauf gelang zwar überraschend schnell (bereits der erste Einsatz entsprach einer 10-km-Form von unter 31 min), allerdings wurde die Form mit den folgenden zwei Rennen gegen die Erwartung nicht besser.
Am 12. Mai stieg ich in die Berglauf-Saison ein, es folgte eine Salve von Wettkämpfen: bis zum 16. Juni waren es 8 an der Zahl. Auch in dieser Phase gelang es mir, den Umfang nicht zu sehr absacken zu lassen und immer wieder die Grundlagen aufzufrischen. Die Form war konstant bis minimal ansteigend. Mit einem vor dem 7. Wettkampf eingefangenen Infekt hatte ich zwei Wochen lang zu kämpfen- er verhagelte mir Wettkampf Nummer 8.
Für die Freunde von Zahlen, wahrscheinlich für mich selbst allein, die Abfolge der Belastungen seit dem 12. Mai:
Wk Feldkirch, 3 (VO + Wk Seelauf), 2, 3 (Wk Grabs), 3 (VO+NA), 3, 3 (Wk Seelauf), 3 (Wk Hohenems), 1 (Wk Mümliswil), 4 (VO+NA), Infekt, 3 (Wk Kronplatz, 1. Langer!), 5, 2 (Wk Neirivue, angeschlagen), 1 (Trainingslauf Zermatt), 3, 3, Infekt ex, 3, 3, 3, 2 (4. Juli, Abschlusstraining Zermatt Marathon).
Nach dem 16. Juni (Neirivue-Moleson) schlug ich meine Trainingszelte auf und gönnte ich mir zwei wettkampffreie Wochenenden. In dieser Zeit konnte ich, nach anfänglicher Mattigkeit als Spätfolge der starken Erkältung, die vorgesehenen Einheiten nach Plan absolvieren.
Der Zermatt Marathon am 7. Juli steht mittlerweile vor der Tür- ich werde, gegen starke Konkurrenz, mein Bestes geben!