Montag, 7. Januar 2013

Schneeschuhlauf-Debüt bei der WM

Vom Etschtal gehen oberhalb von Trient auf ungefähr gleicher Höhe zwei Seitentäler ab: links das Fleimstal, rechts das Nonstal. In beiden fanden am 6. Jänner sportliche Großereignisse statt: während im Fleimstal mit der spektakulären Etappe auf die Alpe Cermis hinauf die Tour de Ski der Langläufer zu Ende ging, wartete die 40. Auflage der Ciaspolada als Schneeschuhlauf-WM auf.
Aufgrund des bisher warmen Winters, der gemäßigten Höhenlage des Plateaus rund um Fondo von etwa 1000 m und der hohen Sonnenexposition desselben (die Fortsetzung des Tals trägt den Namen "Val di Sole") gab es keinen Schnee, sodass der Veranstalter in mühsamer Kleinstarbeit Kunstschnee mit Lastwägen herantransportieren musste. Auf diese Weise konnte ein Schneeband von 5,6 km gelegt werden, wobei der letzte halbe km durch Fondo hindurch erst wenige Stunden vor dem Start präpariert wurde. Zusätzlich sorgte ein Warmwettereinbruch mit Nordföhn für frühlingshafte Bedingungen- um 11.00 Uhr wurden im Zielbereich 18 Grad gemessen!
Für mich handelte es sich um das Debüt auf Schneeschuhen- in dieser Disziplin starte ich für das Amorini TSL Team Italy rund um Berglauf-Ex-Weltmeister Antonio Molinari, der die Ciaspolada von 2000 bis 2002 dreimal in Folge gewinnen konnte. Ansonsten starte ich weiterhin für das Telmekom Team Südtirol und vertraue auf Scott als Ausrüster.
Nach ein paar Trainingsläufen mit Schneeschuhen hatte ich mir ein gutes Abschneiden erhofft. Aufgrund des Wetterumschwungs fühlte ich mich am Renntag ziemlich schlapp und entschied, nur ganz locker einzulaufen, angesichts der kurzen Streckenlänge ein nicht unbedingt weiser Entschluss. Als um 10.30 Uhr der Startschuss fiel, war ich völlig überwältigt- es wurde mit einem dermaßen hohen Tempo losgesprintet (es wurde bergab gestartet), dass auch ich gezwungen war, ein Tempo zu gehen, das ich mit Schneeschuhen nicht für möglich gehalten hätte. "Nicht gerade sehr nett von meinem Hintermann" dachte ich mir, als ich andauernd Schläge im Rücken verspürte- allmählich begriff ich, dass ich selbst es war, der das Bein so weit nach hinten schwang, dass ich mir die Enden der Schneeschuhe in den Rücken trommelte. Nach einem 300 m Sprint, den ich keine Sekunde schneller hätte laufen können, wurde das Tempo ein wenig gedrosselt- ich war komplett am Limit, hatte den Puls gewiss auf 170 (in den letzten 4 Wochen hatte ich bis auf maximal 153 Schläge belastet), aber eben noch 5,4 km vor mir und lief an vielleicht 20. Stelle. So schön langsam konnte ich mich im ziemlich aufgeweichten Schnee vorarbeiten, auf Halbweg (s. Bilder unten) lag ich auf Rang 10.

das Führungstrio
mit den TSL 205 racing unterwegs...
Bis kurz vor dem Ziel lag ich auf Rang 7, im Finale musste ich dann dem Vorjahressieger Antonio Santi, der 2010 auch den Vorzeigebewerb bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver gewonnen hatte, den Vortritt lassen. Den Sieg und damit den WM-Titel holte sich nicht unerwartet Europas Leichtathlet des Monats Oktober 2012 Alex Baldaccini.
Mit Rang 8 und 52 Sekunden Rückstand auf den Sieger, 34 aufs Podium war ich nicht ganz zufrieden- ehrlich gesagt hatte ich mir platzierungsmäßig mehr ausgerechnet. Im Vorjahr hatte ein Schnitt von 3.50 noch für Platz 3 gereicht, ich bin 3.43 gelaufen, aber dieses Jahr war es zu wenig. Der tiefe Boden und die verkürzte Strecke waren sicher nicht zu meinem Vorteil, aber mein ciaspole-Debüt ist jetzt Geschichte- ich werde an meiner Technik feilen und es in den nächsten Wochen wieder versuchen!

Ergebnisse 40. Ciaspolada:
1. Alex Baldaccini ITA 19.55
2. Stephane Ricard FRA 20.02
3. Said Boudalia ITA 20.13
4. Claudio Cassi ITA 20.18
5. Antonello Landi ITA 20.22
6. Asensio Sosiats SPA 20.43
7. Antonio Santi ITA 20.46
8. Gerd Frick ITA 20.47
9. Simone Faustini ITA 20.49
10. Giuliano Battocletti ITA 20.57