Montag, 24. Februar 2014

Rang 2 bei Schneeschuhlauf-EM in Isil/Katalonien

Wie bereits angekündigt ging es für mich vergangenes Wochenende nach Katalonien, wo in Isil im Valls d'Aneu nahe der französischen Grenze die Schneeschuhlauf-EM auf dem Programm stand. Nach einer Nacht ohne Schlaf wurde ich am Vortag des Wettkampfs vom Veranstalter am Flughafen von Barcellona abgeholt, anschließend ging es quer durch das seit Jahren nach Unabhängigkeit von Spanien strebende Katalonien nach Norden. Erst kurz vor Esterri, wo wir Athleten untergebracht waren und ein recht schmackhaftes Abendessen genießen durften, konnte ich mit Schnee bezuckerte Pyrenäen-Gipfel erspähen.
der berühmte Monserrat-Gebirgszug auf dem Weg nach Norden
in Isil auf 1100 m lag kein Schnee, die Strecke musste um 400 hm nach oben verlegt werden
Im Naturpark der Pyrenäen wartete ein reizvoller und naturbelassener Rundkurs auf die Teilnehmer der Schneeschuhlauf-EM. Auf 9,5 km waren 500 hm zu überwinden, die erste Hälfte führte bergauf, die zweite bergab.
Nach einer Nacht mit Minusgraden gab es Firnschnee-Bedingungen, trotzdem war die Strecke, von der nur der erste und der letzte km gespurt waren, sehr uneben und damit anspruchsvoll. Beim Start kam ich schlecht weg und befand mich sogar hinter den besten Frauen- nachdem ich auf der Spur nicht vorkam, musste ich aus der Strecke ausscheren und neben der Spur ging es an etwa 15 Gegnern vorbei. So übernahm ich nach einer Rennminute das Kommando und setzte mich sofort ab, es schien ein Sololauf zu werden. Nach eineinhalb km begann die eigentliche Steigung, es gab Passagen durch den Wald, gespurt war lediglich mit Schneeschuhen. Zu meiner Verwunderung konnte der Schwede Magnus Jensen bei km 2 in einer steilen Rampe auf mich aufschließen, erst einen km später konnte ich mich endgültig absetzen. Nach etwa 29 Rennminuten und 4,5 km war ich am höchsten Punkt und eigentlich bereits siegessicher: Jensen und der sich stark präsentierende Spanier Sociats folgten mit 50 sec Rückstand, den Rest des Feldes hatte ich bereits um über 2 min distanziert.
am höchsten Punkt der Strecke
Das erste Bergabstück hatte es in sich: die Strecke führte mitten durch den Wald und war sehr kurvenreich. Beim ersten Steilhang rutschte ich aus (die hinteren Spikes der Schneeschuhe, die ich entfernt hatte, wären von Nutzen gewesen)- als ich verstand, dass ich keinen Grip hatte, rutschte ich auf dem Allerwertesten hinunter und lenkte mit den Händen. Kurz danach ging es auf dem nächsten (und zum Glück letzten) Steilhang mit derselben Technik hinunter. Mit offenen Händen und Knien und stark schmerzendem Hintern  ging es wieder auf den Beinen weiter, bei einer Blickkontrolle nach hinten sah ich bereits den Schweden heranstürmen. Bald schoss er an mir vorbei, wenig später überholte mich auch noch Sociats. In vielleicht vier Rennminuten hatte ich einen Vorsprung von einer knappen Minute aus der Hand geben! "Na bravo"- sagte ich zu mir- "wenn du so weiterläufst und nicht mehr Risiko nimmst, überholen dich noch ein paar." Da begann ich, mehr Risiko zu nehmen, schloss auf den Spanier auf- zusammen zogen wir an Jensen vorbei. Im technischen Schlussteil des Abstiegs musste ich, geplagt von starken Schmerzen am Hintern und den Oberschenkeln, Sociats wieder ziehen lassen und wurde auch vom Schweden überholt, konnte den Abstand zu letzterem aber in Grenzen halten. Einen km vor dem Ziel überholte ich ihn und machte mich auf die Verfolgung von Sociats, der etwa eine halbe Minute vor mir lag. Ich kam zwar, auf dem einfacheren letzten km, der auch der erste gewesen war, näher, aber zu langsam und überquerte 18 sec hinter einem überglücklichen Sociats, der sich in seiner Heimat als Europameister feiern lassen konnte, die Ziellinie. Der Schwede Magnus Jensen komplettierte das Podest.
Im Ziel war ich doch enttäuscht, dass ich das Rennen noch aus der Hand gegeben habe- andererseits war ich ziemlich bedient, mit blutenden Händen und Knien, außerdem hatte ich auf meinen Rutschpartien einige Schläge abbekommen, ein bisschen mehr Körperfett wäre da hilfreich gewesen. Immerhin war ich unverletzt und um eine Erfahrung reicher- und ein Podestplatz kann sich ja auch sehen lassen.
mit Magnus Jensen und Niclas
mit Filippo Barizza, Davide und einer Schwedin
Ergebnisse:
1. Just Sociats  ESP                                                                                                                               47.44
2. Gerd Frick   ITA                                                                                                                               48.03
3. Magnus Jensen   SWE                                                                                                                       48.28
4. Gabriel Crosas     ESP                                                                                                                        49.51
5. Filippo Barizza    ITA                                                                                                                       50.14
6. Agusti Roc Amador  ESP                                                                                                                   50.35
das Podest

Montag, 10. Februar 2014

Hammer-Rennen in Sestriere!

Passanten hielten mich am Montag, 10. Februar, als ich am Radweg von Meran nach Sinich bei Nieselregen inmitten einer Kompanie von Militaristen einen lockeren Lauf absolvierte, gewiss für einen Soldaten, ich selber hingegen wunderte mich über die Tatsache, dass auch Soldatinnen zugegen waren. Andererseits hatte ich die Gelegenheit, das gerade abgelaufene Wochenende vor meinem inneren Auge noch einmal Revue passieren zu lassen.
Am Samstag also traf ich nach einer langen Anreise in Sestriere ein, wo in den Vortagen sehr viel Schnee gefallen sein musste. Wie bereits im Vorjahr hatte ich mir Racchettinvalle, ein Schneeschuh-Europacup-Rennen über knapp 9 km, vorgenommen. Nach dem technischen Meeting machte ich mich mit Heißhunger- über Mittag hatte ich nur ein paar Brötchen gegessen- übers exzellente Abendessen her: nach gegrillten Zucchini und Melanzane, etwas Ricotta und Meeresfrüchten bestellte ich mir als Primo eine Pasta al Forno, als Secondo die klassische Braciola. Etwas Obst und eine Creme-Schnitte rundeten das Abendessen ab. Anschließend verkürzte ich aufgrund von großer Müdigkeit das geplante Dehnen von 30 Minuten auf etwa 30 Sekunden und begab mich zur Nachtruhe.
Am Renntag gab es schönes Wetter, aber einen starken eisigen Wind. Ich war guter Dinge, hatte ich doch einen Umfangblock von dreieinhalb Wochen absolviert und mit einem Intervalltraining drei Tage vor dem Rennen auch den Kreislauf noch einmal getestet. Außerdem hatte ich Verbesserungen am Material vorgenommen und zwar den Straßenlauf-Wettkampfschuh von SCOTT, den Race Rocker, auf die ciaspola montiert und auch eine elastische Bindung in Handarbeit hergestellt (hierzu musste ich meine Nähkünste wieder auffrischen).
Blick vom Athletenhotel zum Zielbereich 
Die größten Gegner waren Stephane Ricard, der frischgebackene Schneeschuhlauf-Weltmeister, der im Vorjahr in Sestriere sogar einen Alex Baldaccini geschlagen hatte, und der Vize-Weltmeister Filippo Barizza.
Schon bald konnte ich mich zusammen mit Ricard vom Feld absetzen. Aufgrund des vielen Schnees war der Parcours sehr weich und das Laufen damit umso anstrengender. Nach km 2 griff ich an, im Bewusstsein, auf den folgenden zweieinhalb Bergauf-km einen Vorsprung herauslaufen zu müssen, da Ricard bergab (die zweite Streckenhälfte führt großteils bergab) sehr stark ist.
kurz vor km 2 (Foto: www.turinmarathon.it)
In der Steigung fühlte ich mich sehr gut und konnte meinen Vorsprung überraschend schnell ausbauen. Am höchsten Punkt auf 2250m hatte ich bereits 1 min Vorsprung, viel konnte da nicht mehr passieren. Dass ich die Ziellinie mit eineinhalb Minuten Vorsprung überquerte, war schon ein wenig sensationell.
Nächster Termin ist für mich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Schneeschuhlauf-EM in den spanischen Pyrenäen am 23. Februar.
Zieleinlauf auf der Bahn von Sestriere (Foto: www.turinmarathon.it)

Ergebnisse Racchettinvalle, 9.2.2014:
1. Gerd Frick 37.17
2. Stephane Ricard 38.47
3. Filippo Barizza 39.14

Vollständige Ergebnisliste Racchettinvalle 2014

Fernseh-Bericht

Bericht von corsainmontagna.com