Montag, 13. September 2010

Jungfrau Marathon

Am 11. September war die 18. Auflage des Jungfrau Marathons angesagt- nach meiner verletzungsbedingten Aufgabe im Vorjahr wollte ich heuer ein gutes Rennen zeigen.
Schon bald nach dem Startschuss in Interlaken war klar, dass es ein hartes Rennen werden würde- zusammen mit einem Kenianer setzte sich der mehrfache Sieger Tesfaye Eticha wie in alten Zeiten von einer größeren Gruppe, an die ich mich hielt, ab. Als wir die 10 km-Marke in 33.44 passierten (so schnell war ich noch nie gestartet), fühlte ich mich noch frisch. Von da an gab es in meiner Gruppe immer wieder Angriffe- zeitverzögert schloss ich zwar von Mal zu Mal auf, doch insgesamt war mir die Anstrengung eine Spur zu intensiv. Während Eticha zusammen mit dem Kenianer Kemboi die HM-Marke nach Lauterbrunnen in 1.h11.55! passierte, zeigte die Uhr bei meiner größeren Gruppe (mit allen Favoriten bis auf die leicht abgerissenen Patrick Wieser und Marc Lauenstein und Ahmet Arslan, der bereits ausgestiegen war) 1h14.25.
Als nach knapp 26 km die steilen Kehren nach Wengen begannen, hatte das Führungsduo noch gut 2 Minuten Vorsprung- ich fiel von der Verfolgergruppe ab und hatte bald an die 15'' Rückstand auf den Letzten der Gruppe. Sobald ich meinen Rhythmus gefunden hatte, begann ich mich wieder heranzupirschen. Als ich Martin Cox überholte und mich der Gruppe um Lobb, Sansar, Achmüller und Tarcis näherte, schöpfte ich Hoffnung, eine große Aufholjagd starten zu können. Als die Steigung bei km 27 nachließ, musste Ancay Tarcis, von Krämpfen geplagt, stehenbleiben. Zusammen mit Lobb und Sansar lief ich etwa 8 sec hinter Hermann- plötzlich wurde mir klar, dass es ein Tag war, an dem ich kämpfen musste, die Beine fühlten sich bereits schwer an. Schon ziemlich erschöpft passierte ich Wengen bei km 30 als 10. (und merkte, wie sich Marc Lauenstein von hinten näherte). Auftrieb bekam ich, als mir OK-Präsident Christoph Sailer zurief, mein Rückstand auf die Spitze (Eticha, Bett, De Gasperi und die beiden Mexikaner Sanchez und Carrera) betrage 1.40 Minuten. Ich konzentrierte mich darauf, möglichst mit Rhythmus zu laufen und so viel wie möglich zu trinken. Ich hatte es zu dem Zeitpunkt noch nicht registriert: Es war recht warm geworden, und die hohen Temperaturen zusammen mit dem schnellen Start machten das Rennen ungemein schwierig.
Kurz nach Wengen, nach etwa zwei Rennstunden, überholten mich Lobb, Sansar und Lauenstein- ich lief an 13. Stelle, der Abstand zu Hermann von knapp 10 sec blieb konstant. Bei km 34 schloss ich, endlich, zu Hermann auf- ich hatte Sansar rücküberholt und auch alle vor mir liegenden Afrikaner (Eticha und vier Kenianer) überlaufen, somit lag ich auf Rang 7, lief aber lange schon am Limit und befürchtete einen Einbruch. Kurz vor Wixi (km 38) setzte sich Hermann wieder einige sec von mir ab, allerdings schnappten wir uns den Mexikaner Carera, der sich offenbar übernommen hatte, als er wenige Minuten zuvor Marco De Gasperi! attackiert hatte.
Ein kurzes Bergabstück führt zu km 39, von wo es dann etwa 15 Minuten lang die Eigermörane hochgeht- der letzte gute km führt dann bergab ins Ziel auf der Kleinen Scheidegg. Zu Beginn der Schluss-Steigung lag ich etwa 10 sec hinter Hermann, von hinten schloss Sansar auf (um wenig später definitiv zurückzufallen). Ich war völlig erschöpft und konnte nicht mehr laufen, verstand aber, dass ich eine Spur schneller "ging" als Hermann. Bei km 40, also 8 min vor dem Kulminationspunkt, beschloss ich, auf Nummer sicher zu gehen: Ich blieb stehen und trank einen Becher Cola und gleich noch einen Wasser drauf. Jetzt lag ich zwar 20 sec hinter Hermann, wusste aber, in ein starkes Finale investiert zu haben. Langsam kam ich näher, überholte dabei den einbrechenden Mexikaner Sanchez (und war nun 5.)- 1 min vor dem Kulminationspunkt war ich dran. Knapp vor Ende der Steigung griff ich an, ich hatte noch 3 Laufminuten, um 25 sec auf den vor mir liegenden Engländer Lobb aufzuholen. Ich biss die Zähne zusammen, hielt das Tempo hoch- 200 m vor dem Ziel lag ich noch 8 sec zurück. Mir blieb nichts anderes übrig, als in ein bereits hohes Tempo hinein den Endspurt anzuziehen. Und tatsächlich kam ich an Lobb heran, 50 m vor dem Ziel setzte ich zum Überholen an- mein Gegner reagierte vehement und rettete einen Podestplatz ins Ziel.
(Photo: Sport-heute.ch)

Reportagen:
Leichtathletik Landesverband
laufreport.de (W. Stinn)
sportheute.ch (M. Krebs)

Ergebnisse:

1. Marco De Gasperi 2h56.42
2. Marc Lauenstein 3h03.01
3. Huw Lobb 3h04.51
4. Gerd Frick 3h04.52
5. Hermann Achmüller 3h05.40
6. Ancay Tarcis 3h05.54

Frauen
1. Simona Staicu 3h33.46
2. Simone Niggli-Luder 3h34.29
3. Jasmin Nunige 3h35.11

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