Donnerstag, 19. Juli 2012

Zermatt Marathon

10.45 Uhr. Donnerstag, 12. Juli 2012. Hafling in Südtirol. Ein verschwitzter Läufer betritt das Cafè Platzl, stellt sich an den Tresen und bestellt ein Glas Mineralwasser und eine Brioche. Hinter sich hat er einen längeren Lauf (1h56') im Wechseltempo (20 min kontrolliert, 20 min Tempo) von Meran nach Burgstall, von dort im schattenspendenden Wald die knapp 1000 Höhenmeter hinauf nach Vöran, nach ein paar Schlücken vom Dorfbrunnen bei azurblauem Himmel und herrlichem Panoramablick die Hauptstraße entlang nach Hafling. Zwischen dem vierten Schluck Mineralwasser und dem dritten Bissen Brioche werden Erinnerungen an den Zermatt Marathon 2012 wach.
Um 8.45 Uhr Schweizer Zeit fiel in St. Niklaus der Startschuss zur 11. Auflage des Rennens- dieser 7. Juli sollte zwar ein Sonnentag werden, dennoch waren die Temperaturen angenehm kühl. Der große Favorit auf den Sieg Patrick Wieser setzte sich schon nach wenigen 100 Metern ab. Bei km 3 schloss ich zusammen mit meinem Zimmerkollegen und Scott-Teammate Adam Kovacs- er hat heuer mit 2h18.48 das ungarische Marathon-Olympia-Limit um lediglich 48 sec verfehlt- auf, bei km 15 fiel Adam zurück.
bei km 12
Die Sprintwertung in Zermatt bei km 20,5 passierte ich Seite an Seite mit Patrick, in 1h18.19 war ich so schnell angegangen wie noch nie (Jonathan Wyatts Durchgangszeit bei seinem Streckenrekord 2009 war nur 15 Sekunden schneller gewesen). Ich fühlte mich noch frisch und setzte mich gleich zu Beginn der Steigung nach Sunnegga bei km 24 von Patrick ab. Ich glaubte schon, einem Sieg entgegenzulaufen. Dieser Glaube währte nur kurz: Ich hörte nämlich das Publikum etwa 20 sec hinter Patrick klatschen. Eine Blickkontrolle ergab: Zwei Kenianer im Anmarsch. Bei km 27 wurde ich von den beiden überholt, einer von ihnen brach wenig später ein, Michieka hingegen zog auf beeindruckende Weise auf und davon. Ab km 31 bekam ich, nunmehr auf 2300 m über dem Meer, große Probleme mit der Atmung, ich begann zu hyperventilieren- als mich Patrick überholte, hatte ich keine Chance ihm zu folgen. Ich schaltete bewusst zurück, um noch gut über den Schlussanstieg- die letzten 2 km- zu kommen; dennoch musste ich so stark hyperventilieren, dass ich kaum noch trinken konnte, leicht schwindlig wurde und die Beine einen krampfartigen Tonus bekamen. Mit fast vier Minuten Vorsprung auf den Vierten, den Franzosen Dupont, lief ich in den Schlusshang- die letzten 15 Rennminuten erwischte es mich ganz schlimm und so war es 500 m vor dem Ziel um den Podestplatz geschehen.
kurz vor dem Ziel
Im Nachhinein verstehe ich immer noch nicht genau, was in der letzten Rennstunde passiert ist. Es ist zwar schade, dass ich einen sicheren Podestplatz verloren habe, aber auf der Langdistanz kann immer sehr viel passieren. Positiv stimmt mich die Tatsache, dass die Form wirklich gut ist- die Saison geht weiter und wenn ich etwas bin, dann hartnäckig.

Ergebnisse 11. Zermatt Marathon, 7. Juli 2012:

1. Paul Michieka 2h59.54
2. Patrick Wieser 3h07.58
3. Jean-Christophe Dupont 3h11.36
4. Gerd Frick 3h13.19
5. Adam Kovacs 3h21.40

Frauen:
1. Daniela Gassmann 3h29.13 (Streckenrekord!)
2. Aline Camboulives 3h33.39
3. Jasmin Nunige 3h43.51

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen