Sonntag, 28. Juli 2013

Hitzeschlacht am Stockhorn

Statt die autofreie Promenade am Freitag zu genießen oder beim Swissalpine am Samstag zuzuschauen, verschlug es mich dieses Wochenende ins Simmental ins Berner Oberland. Zum Ersatz hatte ich mir bereits am Donnerstagabend ein Grimbergen auf der Promenade gegönnt. Und ein zweites für den Freitag- den Tag der Anreise ins Simmental- gleich dazu.
Im Simmental hingegen stand ein Berg-Halbmarathon auf dem Programm, mit Start in Oberwil und Ziel auf dem Stockhorn; 371 Minus- standen nicht weniger als 1.724 Plusmeter gegenüber. Für mich war es das letzte Rennen eines harten Wettkampf-Blocks- Ziel war ein Angriff auf den Streckenrekord von Bruno Heuberger aus dem Jahre 2006 (1h43.23). Ungünstig diesbezüglich war allein das Wetter, der 27. Juli sollte nämlich der bisher heißeste Tag des Jahres werden, zusätzlich ist die Strecke des Stockhorn Halbmarathons sehr sonnenexponiert und bietet kaum Schatten.
Wie dem auch sei, um 10.00 Uhr machten sich die gut 400 Teilnehmer in Oberwil auf den Weg zum Stockhorn. Nach wenigen Minuten hatte ich mich zusammen mit Christian Mathys vom Feld abgesetzt, als sich der Rennverlauf ungünstig zu gestalten begann. In einer technischen Bergabpassage bei km 4 verlor ich an die 20 sec; ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen, blieb bei den Verpflegungen stehen, um möglichst viel zu trinken und kontrollierte den Abstand, der sich dann allerdings bei einer weiteren Bergabpassage bei km 9 auf 40 sec vergrößerte. Im folgenden langen Bergaufstück kontrollierte ich einerseits meine Zwischenzeiten (km 11 passierte ich nach 43.24, wobei die erste Streckenhälfte die weitaus leichtere war), andererseits pirschte ich mich an den Führenden heran. Kurz vor dem "Bergpreis" bei km 18 war ich- endlich- dran, als ich wieder 10 sec in die Verpflegung investierte. Auf dem letzten Bergabstück auf einem ausgewaschenen Steig verlor ich noch einmal eine gute halbe Minute dazu, sodass ich den Schlussanstieg (2 km mit 500! Höhenmetern) mit 45 sec Rückstand in Angriff nahm. Höchste Zeit für eine Schlussoffensive- ich holte wieder sec um sec auf, 300 m vor dem Ziel war ich bis auf 10 sec herangekommen. Ein Blick auf die Uhr- ich sah, dass wir deutlich über dem Streckenrekord waren, es war wohl zu heiß gewesen- frustrierte mich, ich fühlte mich zudem ziemlich dehydriert und Mathys zeigte eine gute Reaktion- Gründe genug, das Unterfangen abzublasen und die letzten 2 min ins Ziel zu wandern. In Summe glaube ich, nicht einmal schlecht gelaufen zu sein, Christian Mathys befindet sich in einer guten Form und hat sich mit einer starken Leistung den Sieg verdient. Das Podest komplettierte der Deutsche Markus Jenne.

Ergebnisse 10. Stockhorn Halbmarathon, 27. Juli 2013:
1. Christian Mathys 1h45.40
2. Gerd Frick 1h46.17
3. Markus Jenne 1h50.30

Frauen:
1. Daniela Gassmann-Bahr 2h03.37

Hier noch drei Bilder vom Zielbereich:
der Schlusshang

am Gipfel
Nach drei lockeren Tagen beginne ich mit der intensiven Vorbereitung auf mein großes Saisonziel, den Jungfrau Marathon am 14. September. Im Vorfeld werde ich 2, 3 Vorbereitungs-Wettkämpfe bestreiten- der Leser dieses blogs wird, wie immer, auf dem Laufenden gehalten werden. Auf jeden Fall freue ich mich bereits aufs Training, bei dem ich auch neue Routen in den Davoser Bergen erkunden möchte.
in den nächsten Wochen heißt es, eine gute Balance zu finden

Dienstag, 23. Juli 2013

Nachtlauf Davos

1990 oder 1991 fand mein Erst-Kontakt mit Davos statt: Als Jugendlicher nahm ich am Nachtlauf im Landwassertal teil, dessen Haupt-Attraktion ein gut besetztes Elite-Rennen war. In den letzten Monaten habe ich immer wieder darüber gegrübelt, wo ich damals untergebracht war- ich denke, es war der Davoserhof, kann mich aber auch irren.
Nach einer mehrjährigen Unterbrechung wurde der Davoser Nachtlauf im Vorjahr neu lanciert, dieses Jahr nun war ich mit dabei. Beim Hauptlauf waren drei Runden mit je einer knackigen Steigung im Schlussteil vorgesehen, insgesamt ergab das ziemlich genau 8 km.
startklar
bald geht es in die letzte Runde- mittlerweile ist es finster
Um 21 Uhr- die Dämmerung war bereits weit fortgeschritten- fiel der Startschuss. Relativ hohe Temperaturen sorgten für zahlreiches Publikum und gute Stimmung im Startbereich am Arkadenplatz. Nach taktischem Geplänkel startete der Duathlet Andy Sutz nach einer halben Runde eine energische Attacke, mit der er die Spitzengruppe sprengte. Schön langsam pirschte ich mich wieder heran, um meinerseits gegen Ende der Runde auf der steilen Rampe hinter der Vaillant-Arena- am Nachmittag hatte ich anlässlich eines Einkaufs einen Umweg gemacht und sie noch einmal inspiziert- anzugreifen. Ich konnte mich absetzen und mir den Richi-Bucher-Sprint sichern. Nach einer Runde stellte sich die Frage: durchziehen oder noch einmal abwarten. In Anbetracht der Wettkampf-Strapazen der letzten Wochen und da ich vom Speaker hörte, einen Vorsprung von nur 25 m zu haben, entschied ich mich für Letzteres. Mitte der 2. Runde schloss Andy auf und gemeinsam gingen wir in die Schlussrunde- fürs Publikum war es ein spannendes Rennen.
Da ich eine Sprintentscheidung vermeiden wollte, beschleunigte ich eine halbe Runde vor dem Ziel. Andy hielt sehr gut dagegen und ich wollte schon auf einen Angriff auf der Rampe umdisponieren, als langsam eine kleine Lücke aufging. Bis zum Beginn der Steigung zog ich voll durch, eine Blickkontrolle nach hinten zeigte mir, dass Andy aufgesteckt hatte- so konnte ich die letzten Meter noch genießen und als Sieger zwischen Kino und Casino auf der Promenade einlaufen.

Den Damensieg sicherte sich Seraina Boner mit einer schnellen Schlussrunde vor Jasmin Nunige.

mit den Steinböcken
Weiter geht es bei mir mit einem Berglauf dieses Wochenende, der den laufenden kräftezehrenden Wettkampf-Block abschließen wird.

Ergebnisse Nachtlauf Davos:
1. Gerd Frick 25.39
2. Andy Sutz 25.59
3. Brian Glassey 26.39

Frauen:
1. Seraina Boner 28.38
2. Jasmin Nunige 29.02

Montag, 22. Juli 2013

Starke Leistung auch beim Val Gardena Mountain Run

Die Tage nach dem Zermatt Marathon verbrachte ich, bei hohen Temperaturen und sommerlichen Bedingungen, in Südtirol. Ich war zwar selbst überrascht, wie locker sich meine Beine beim Training anfühlten, aber darüber nicht unerfreut. So kam es, wie es kommen musste: Mit zwei Telefonaten- dem einen nach Gröden, um mein Antreten beim Val Gardena Mountain Run zu bestätigen, dem anderen nach Davos, um den Race Rocker, meinen Wettkampfschuh, anzufordern- besiegelte ich am Donnerstag mein Wochenendprogramm.
Das Hochplateau von Völs-Seis-Kastelruth und das Grödental gehören zu den von mir bevorzugten Plätzchen in Südtirol. Über einige Jahre wurde in Gröden der Gardena Extreme Marathon, ein Berglauf mit Start in St. Ulrich und Ziel auf der Langkofelscharte ausgetragen; seit 2012 wird auf der anderen Talseite gelaufen, mit Start immer in St. Ulrich, dem Ziel aber auf der Seceda. Der Val Gardena Mountain Run ist 14,5 km lang, weist 1300 Plus- und kaum Minusmeter auf.
Mit zwei Bergmarathons in den Beinen hatte ich mir keine leichte Aufgabe ausgewählt- das Rennen war mit Jonathan Wyatt und drei Kenianern stark besetzt; somit nahm ich mir einen Podestplatz als Ziel vor.
Kurz nach dem Start setzten sich die drei Kenianer ab, ich orientierte mich an Jonathan Wyatt und Hannes Rungger, von denen ich mich nach 15 Rennminuten leicht absetzte. Der Mittelteil, nicht zu leicht ansteigend, auf einem Forstweg im Wald, lag mir zwar gut, doch ebenso den Kenianern. Einen von ihnen überlief ich nach 20 min, doch als es nach gut 40 Rennminuten aus dem Wald ging, hatte ich gut 1 min Rückstand auf die beiden Führenden, während mich ein Blick nach hinten keineswegs beruhigte: ein stark aufkommender Jonathan Wyatt lag ca. 35 sec hinter mir. Jetzt wurde es steil, teilweise liefen wir auf Almpfaden- hinzu kam die pralle Sonne, sodass ich doch begann, mich müde zu fühlen. Um Jonathan in Schach zu halten, lief ich knapp am Limit; vorne begann Isaac Kosgei 3 km vor dem Ziel zu schwächeln, ich näherte mich schnell und überholte ihn vor der letzten steilen Rampe. Dort biss ich die Zähne zusammen, um schließlich den letzten flachen Kilometer auf dem Plateau genießen zu können. Sehr zufrieden lief ich 47 sec hinter dem Sieger Wangari auf der Seceda ein, Jonathan Wyatt komplettierte als Dritter das Podium.


Zieleinlauf
Ergebnisse 2. Val Gardena Mountain Run, 14.07.2013:
1. Francis Wangari 1h10.35
2. Gerd Frick 1h11.23
3. Jonathan Wyatt 1h11.51
4. Isaac Kosgei 1h12.58
5. Hannes Rungger 1h13.05
6. Jochen Strobl 1h17.29

vollständige Ergebnisliste (mit Zwischenzeiten)

Noch ein paar Eindrücke vom Zielbereich:


Sonntag, 7. Juli 2013

Zermatt Marathon

Bereits zum siebten Mal und das in Serie seit 2007 stand für mich am letzten Samstag der Zermatt Marathon auf dem Programm. Meine bisherige Bilanz bestand aus einem Sieg und zwei zweiten Plätzen; andererseits war ich die anderen dreimal fürchterlich eingebrochen.
Dieses Jahr hatte ich den Winter über sehr gut trainiert und mir eine solide Grundlage für die Saison erarbeitet. Zusätzlich hatte ich mir vorgenommen, nicht zu viele Wettkämpfe zu bestreiten und darauf zu achten, die Grundlage immer wieder aufzufrischen.
Um 8.35 Uhr erfolgte in St. Niklaus der Startschuss zur 12. Auflage des Zermatt Marathons- die Marathonläufer hatten 1944 Plus- und 444 Minus-Höhenmeter vor sich. Nach meinem Graubünden-Marathon-Abenteuer und der ungewissen Erholung und auch aufgrund der hohen Temperaturen bot sich ein langsamer Start als Renntaktik an. Patrick Wieser schlug sein gewohnt hohes Tempo an und verabschiedete sich schon bald vom Verfolgerfeld, in dem anfangs beinahe gebummelt wurde. Nach 18 Rennminuten hatten wir bereits über eine Minute Rückstand. Bei km 7 riss der Kenianer Michieka aus unserer Gruppe aus und machte sich auf die Verfolgung von Wieser, den er noch vor Zermatt einholen sollte. Ich blieb passiv in der Verfolgergruppe, verpflegte mich gut- bei km 13 erhöhte Marco Sturm das Tempo, ich blieb als einziger dran. Bei km 17, im sonnenexponierten, technischen single trail vor Zermatt fiel Marco zurück, kurz vor Zermatt passierte ich eine mir entgegenkommende Ziegenherde mit Bravour. Hinter Michieka und Wieser durchlief ich Zermatt als Dritter- ich war gut 2 min langsamer angegangen als bei meinem Durchgang im Vorjahr. Die in Zermatt zu laufende Schleife erlaubte mir eine Zeitkontrolle zu den beiden Führenden: Michieka hatte gut 4 Minuten Vorsprung und lief noch sehr schwungvoll; Patrick Wieser war zweieinhalb Minuten vor mir und mir schien, ich konnte erste Ermüdungserscheinungen erkennen. Den langen Anstieg nach Sunnegga bewältigte ich mit einem guten Rhythmus und bei km 29 erblickte ich Patrick erstmals vor mir, sein Vorsprung war auf weniger als eine Minute zusammengeschmolzen. Ich fühlte mich noch frisch, auch die technischen Passagen gelangen mir mit dem T2c Evo an den Füßen gut.
am Leisee bei km 33 (Foto: Winfried Stinn)
Bei km 34 überlief ich Patrick. Als mir Zuschauer mehrmals einen Abstand von 2 min auf die Spitze zuriefen, begann ich an einen Sieg zu glauben. Auf der Riffelalp 2,5 km, aber 400 hm vor dem Ziel bekam ich die zuverlässige Information, dass ich doch dreieinhalb Minuten zurücklag- damit durfte ich alle Hoffnungen auf einen Sieg wieder aus meinem Kopf verscheuchen und mich an den langen und steilen Schlussanstieg machen. Nach 3h08.58 und gut drei Minuten hinter dem Sieger überquerte ich, bei noch guten Kräften, die Ziellinie- auf meine Bestzeit aus dem Jahre 2007 verlor ich nur 50 sec. Das Podest komplettierte der Franzose Jean-Christophe Dupont. Der Schweizer Ralf Birchmeier lief mit einer starken zweiten Rennhälfte noch auf Rang 4 vor, Fünfter war ein mit seiner Leistung sehr zufriedener Martin Cox.
das Podium 2013
Im Zielbereich auf dem Riffelberg genoss ich, neben einer Massage, einem guten Mittagessen und der Siegerehrung, das Panorama an diesem herrlichen Sonnentag. Ein Pizzaessen mit Freunden am Abend in Zermatt rundete den Tag ab- ich war nicht der einzige, der eine Pizza Fiorentina mit Lachs und Spinat genoss. Beim allerletzten, abschließenden Drink traten einige verwirrende Ereignisse ein: der eine stürzte eine Fanta mit Eiswürfeln gierig hinunter, plötzlich saß ein Deutscher mehr am Tisch, obwohl sich gar niemand hinzugesetzt hatte. Doch: Madame Crepe hin, Monsieur Sturm her- plötzlich war die Stunde des Abschieds da. Mit gerade drei Stunden Schlaf fiel mir mein morning run in Zermatt am Sonntagmorgen um 6 doch ziemlich schwer; alleine war ich trotz der frühen Stunde nicht- an den Ufern der Vispa wimmelten es bereits von knipsenden Japanern. Nach dem Frühstück ging es kurz nach Davos, von dort dann weiter nach Meran. Um nicht in Versuchung zu kommen, am kommenden Wochenende wieder einen Wettkampf zu bestreiten, ließ ich meine Wettkampfschuhe vorsorglich in Davos zurück. Dieser Plan sollte nicht aufgehen.

Ergebnisse Zermatt Marathon, 6. Juli 2013:
1. Paul Michieka KEN 3h05.25
2. Gerd Frick ITA 3h08.58
3. Jean-Christophe Dupont FRA 3h11.50
4. Ralf Birchmeier SUI 3h14.25
5. Martin Cox ENG 3h16.45
6. Patrick Wieser SUI 3h17.24
7. Vajin Armstrong NZL 3h17.38
8. Evgeni Glyva UKR 3h18.23
9. Elias Sansar GER 3h22.10
10. Marco Sturm GER 3h24.49