Montag, 10. September 2012

Jungfrau Marathon- Berglauf Langdistanz-WM

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Jungfrau Marathon wurde- wie bereits 2007- die Berglauf Langdistanz-WM ausgetragen. Am Samstag liefen die Damen, am Sonntag die Herren.
Schuhwahl vor dem Wettkampf- bin mit dem T2c gelaufen
Für mich war es das bereits 7. Antreten in Interlaken. Von 2007 hatte ich die Bronzemedaille zu verteidigen, doch war mir klar, dass dieses Unterfangen schwierig werden würde; in der Tat, die WM brachte eine Top-Besetzung mit sich. Die Wettervorhersage von einem Sonnentag mit hohen Temperaturen stimmte mich nachdenklich- ich bevorzuge kühleres Wetter.
Unmittelbar nach dem Start setzte sich mit Hohenwarter, Tuei und Lobb ein Trio ab, dahinter bildete ich zusammen mit Patrick Wieser und Christian Seiler ein weiteres Trio. Kurz vor km 3 schwenkten Seiler und ich aus und warteten auf die nächste Gruppe. Zu meiner Überraschung war auch diese sehr klein- sie wurde von Marco De Gasperi und Mitja Kosovelj angeführt. Bereits bei km 5 musste Marco aufgrund einer Knieverletzung aussteigen- fortan sorgte ich zusammen mit Kosovelj für das Tempo. Km 10 passierten wir in 33.44  (Hohenwarter und Tuei waren in 32.12 durchgegangen)- ich fühlte mich gut, so schnell war ich noch nie angegangen. Andererseits war Vorsicht geboten- auch in den schattigen Passagen der ersten Streckenhälfte war es nicht wirklich frisch, die Wärme machte sich schön langsam bemerkbar. Ein Malheur passierte bei km 14: Der als Zuschauertribüne fungierende Zug passierte im Schritt-Tempo die Strecke, meine Gruppe musste für etwa 15 sec stehenbleiben. Im Anschluss an diese Episode war der Rhythmus gebrochen: Kosovelj jagte alleine davon, bei mir, Seiler und Lauenstein fiel das Tempo ab und wurde unrhythmisch. Bei km 20 fiel Lauenstein zurück, ich passierte den Halbmarathon alleine auf Rang 6 in 1h15.17 (Hohenwarter und Tuei waren in 1h11.35 durchgegangen). Die Hitze begann bereits die Leistungsfähigkeit einzuschränken, ich rollte kontrolliert bis km 25, um dann die gefürchtete Steigung nach Wengen in Angriff zu nehmen. In den ersten Rampen preschte der Amerikaner Sage Canaday an mir vorbei, Seiler fiel definitiv ab.
Als ich über das Überhol-Manöver zu sinnieren begann, fiel mir ein, dass ich auch im Alltag, im Speziellen beim Zähne-Putzen, allzu oft überholt werde. Diesbezüglich heckte ich einen, zugegebenermaßen etwas hinterhältigen, Plan aus- dazu eventuell später.
Die Steigung nach Wengen hielt ich mich recht gut, hinter mir lief der Ire McMahon mit etwa 20 sec Abstand. Kurz vor Wengen überlief ich den total einbrechenden Huw Lobb- km 30 passierte ich mit 4.54 Minuten Rückstand auf das Führungsduo Hohenwarter-Tuei. Dazwischen liefen Wieser, Kosovelj und Canaday, sodass ich auf Rang 6 lag. Nach 1h57.32 lag ich also 1.39 hinter meiner Bestzeit (von 2007- damals herrschten optimale Bedingungen), war aber noch nicht angeschlagen- allein auf den nächsten 8 km bis Wixi verlor ich weitere 2 Minuten (je länger das Rennen, desto mehr wirken sich hohe Temperaturen aus). Auf diesem Abschnitt überholte mich ein Äthiopier, der auf Canaday auflief- mental waren das schwierige Minuten, da ich erkannte, dass nach vorne hin nichts mehr möglich war. Obwohl aufgrund der Dehydrierung mit verminderter Leistungsfähigkeit lief ich noch recht gut in die Moräne hinein, kam dem wankenden Äthiopier wieder näher, bis dieser sich kurz vor dem höchsten Punkt neben der Strecke hinsetzen musste. Am höchsten Punkt überholte mich der Ire McMahon, bergab konterte ich nicht mehr und gab- recht leichtfertig- Rang 6 aus den Händen.
die 10 Minuten auf der Moräne musste ich  leiden
Im Ziel angekommen, war mir sauübel- ich suchte mir ein schattiges Plätzchen zum Verschnaufen und bekam prompt einen zweiten Schatten, den eines Dopingkontrolleurs. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, spendete ich die gewünschten zwei Urinfläschchen.
Nach ausgiebigem Duschen gab es den traditionellen Lunch auf der Kleinen Scheidegg mit Eiger, Mönch und Jungfrau als Hintergrund.
im Ziel mit Alejandro und Hosea, dem Drittplatzierten
Am Abend fand dann im Festzelt von Interlaken die Siegerehrung der ersten 10 statt, anschließend gab DJ Ötzi ein Konzert.
Nach einem gemütlichen und proteinreichen Frühstück im City Hotel Oberland ging es am Montagmorgen auf die Heimreise- das Abenteuer Jungfrau Marathon 2012 war mittlerweile Geschichte.
Abschlussparty mit DJ Ötzi und Luca Hänni
Ergebnisse:
Herren
Damen
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Abschließend greife ich den im Text erwähnten Plan auf. Diesen habe ich in der Zwischenzeit in die Tat umgesetzt und mir den Vorzug beim Zähneputzen diesen Mittwoch gesichert. Anbei der diesbezügliche handschriftliche Vertrag:

3 Kommentare:

  1. Andi the open racer11. September 2012 um 16:08

    und wie ging's weiter, nachdem der Amerikaner vorbeigeprecht war?

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  2. ich bin zufällig übers facebook auf den blog gestoßen, ich finde Deine Platzierung sehr gut, gratuliere! Deine Kinder eifern Dir schon nach!?
    Heini Tischler

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  3. hallo Heini,
    danke für die Gratulation (so ganz ist mir der Wettkampf nicht aufgegangen). Ja, das Zähneputzen zumindest ist immer ein Wettbewerb.
    beste Grüße nach Meran
    Gerd

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