Montag, 16. September 2013

Jungfrau Marathon

Das doppelte Bad am Dienstag. Wenn das nur der Titel meiner Lektüre und nicht die Beschreibung meines eigenen Dienstags gewesen wäre! Das erste Bad war emotionaler Natur, ein Wechselbad der Gefühle. Am Vormittag nämlich stand mein Abschlusstraining für den JM auf dem Programm- dieses fiel sehr vielversprechend aus, deutlich besser als etwa vor dem Zermatt Marathon. Freude und Vorfreude wurden allerdings bald gedämpft- und wie! Nach dem Mittagessen machten sich erste Anzeichen einer Erkältung bemerkbar. Also gab es abends Bad numero zwei, diesmal in der Badewanne. Die Folgetage galt mein Augenmerk dem Infekt- hätte er auf die Mandeln übergegriffen oder für Fieber gesorgt, hätte ich den JM wohl oder übel absagen müssen. Ein paar Zitronen, mehrere Tassen heiße Milch und Tee mit Honig später traf ich am Freitag doch ordentlich verschnupft in Interlaken ein.
Dort fand ich gewohnte Umgebung vor, schließlich hatte ich meinen bereits achten JM vor mir. Sowohl bei den Männern als auch bei den Damen gab es das weitaus beste Starterfeld, das der Klassiker unter den Bergmarathons je gesehen hatte. Im Rampenlicht stand natürlich der Marathon-Europameister von 2010, Viktor Röthlin- mit dem Eriträer Petro Mamu, Berglauf-Weltmeister 2012 und Überflieger bei allen Bewerben 2013, und dem Kenianer Gikuni Ndungu, mit Marathon PB von 2h08' und einem hervorragenden Berglauf-Palmares, bekam der Schweizer aber ernsthafte Konkurrenz vorgesetzt. Die mehrfache Berglauf-Weltmeisterin Andrea Mayr hingegen schien vor allem gegen den Streckenrekord (3h21.02, Marie-Lucie Romanens, 2001) anzutreten.
Abwartend und vorsichtig ging ich ins Rennen- anfangs schien es sich ungünstig zu entwickeln, vorne weg die Gruppe um Röthlin und die Kenianer, dahinter war niemand im von mir anvisierten Tempo unterwegs. Ab km 11 bildete ich dann mit dem Mexikaner Carrera, Hannes Rungger, dem Bulgaren Mustafa und Stephan Wenk eine Gruppe, die sich einig war, den Halbmarathon nach Lauterbrunnen in 1h15.45 passierte (lieber wäre ich eine Minute schneller angegangen) und geschlossen bis km 25,5 rollte. Zu dem Zeitpunkt war ich noch frisch- der Anstieg nach Wengen begann.
Lauterbrunnen (Foto: W. Stinn, laufreport.de)
Ich setzte mich an die Spitze der Gruppe, die auseinanderbröckelte, und fand mich am Ende der steilen Rampen mit meinem Landsmann Hannes Rungger allein. Das Rennen schien eine gute Wende zu nehmen: Nach Wengen (km 30) liefen wir auf Patrick Wieser auf, ich fühlte mich noch gut, setzte mich von beiden ab und machte mich auf die Verfolgung des an fünfter Stelle laufenden Kenianers Michieka, den zweimaligen Sieger des Zermatt Marathons. Ich kam immer näher, allerdings drohte mir von hinten Ungemach: der stark aufkommende Robert Krupicka überholte mich bei km 35 mit dem Amerikaner Eric Blake im Schlepptau. In Wixi, km 38, hatte ich 37 sec Rückstand auf das Trio Krupicka-Michieka-Blake und befand mich auf Rang 8. Auf den letzten 15 Bergaufminuten, v.a. auf dem Geröllfeld vor der Moräne, gingen mir schön langsam die Kräfte aus und ich wurde auch noch vom Bulgaren Mustafa überlaufen.
auf der Moräne (Foto: Klaus Duwe, marathon4you.de)
In 3h06.05 lief ich, etwas unzufrieden, als 9. auf der Kleinen Scheidegg ein. Wenigstens habe ich das Minimal-Ziel, eine Top 10-Platzierung, erreicht.
Siegerehrung im Festzelt
In diesen Tagen geht es darum, sich gut zu erholen und gesundheitlich wieder fit zu werden, steht doch bereits am Samstag der Greifenseelauf auf dem Programm, ein Halbmarathon mit anspruchsvoller zweiter Hälfte.

Ergebnisse 21. Jungfrau Marathon:
1. Gikuni Ndungu KEN 2h50.28
2. Petro Mamo ERI 2h52.49
3. Viktor Röthlin SUI 2h53.21
4. Robert Krupicka CZE 3h00.48
5. Hosea Tuei KEN 3h02.12
6. Paul Michieka KEN 3h03.42
7. Eric Blake USA 3h03.52
8. Shaban Mustafa BUL 3h04.12
9. Gerd Frick ITA 3h06.05
10. Hannes Rungger ITA 3h07.05
11. Robbie Simpson SCO 3h08.19
12. Patrick Wieser SUI 3h09.05

Frauen:
1. Andrea Mayr AUT 3h20.20 (Streckenrekord!)
2. Aline Camboulives FRA 3h25.08
3. Martina Strähl SUI 3h25.23
4. Sabine Rainer AUT 3h25.59
5. Stevie Kremer USA 3h27.09

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